Sonderaufklärer soll Mobbing-Vorwürfe am Darmstädter Theater prüfen
Darmstadt. Schlechte Kritiken für das Staatstheater Darmstadt: Nicht vor, sondern hinter den Kulissen wird dort seit Wochen eine Intrige aufgeführt, in den Hauptrollen Intendant John Dew und Generalmusikdirektor (GMD) Constantin Trinks.
Es geht um Mobbing, Einschüchterung, Repressalien und ganz persönliche Querelen. Jetzt will Hessens Kunstministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) dem Treiben ein Ende bereiten. Mit dem Düsseldorfer Ex-Staatssekretär Hans Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) gewann sie einen Theaterkenner, der aufklären soll, was wirklich passiert ist. Dew und Trinks hätten zu erkennen gegeben, dass sie bleiben wollen.
Bisher bekannt ist, dass der GMD dem Lebenspartner Dews, Sven Ehrke, aus Qualitätsgründen eine Rolle im "Rheingold" verweigerte. Der Intendant machte daraufhin Trinks Lebensgefährtin, der Sängerin Alexandra Lubchansky, die bereits zugesicherte Hauptrolle in Donizettis "Lucia di Lammermoor" streitig. Wie du mir, so ich dir. Als das nicht gelang, habe man die Sängerin gemobbt, ihr den Zugang zu Proben verwehrt und sie mit Regieanweisungen regelrecht drangsaliert, heißt es.
Das alles gelangte über die erboste Dame an die schockierte Öffentlichkeit. Nicht minder entsetzt zeigten sich gestern Kühne-Hörmann und Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) nach einer Personalversammlung. Das Maß an Misstrauen, Unterstellungen und Emotionen, die die persönlichen Fehden ausgelöst haben, seien erschreckend, sogar von einem totalitären Regime sei die Rede gewesen.
Fakt ist, dass Dew Verwandte nur mit Erlaubnis des Landes beschäftigen darf. In diesem einen Fall hatte er die Besetzung nicht angezeigt. Solche Vertragsklauseln seien durchaus üblich in der Theaterszene, erläuterte die Ministerin, die über die Sinnhaftigkeit familiärer Verquickungen nun aber nachdenken will.
Mobbing bestritten
Dew, der sich zunächst nicht geäußert hatte, bestreitet schriftlich jedes Mobbing. Zumindest seinem geschäftsführenden Direktor Jürgen Pelz, gegen den deshalb eine Dienstaufsichtsbeschwerde vorlag, habe man nach gründlicher Prüfung nichts vorwerfen können, sagte Kühne-Hörmann. Doch beide Politiker verhehlten nicht, dass das Maß an anonymen Mails verängstigter Leute nicht von Ungefähr kommen könne.
Kühne-Hörmann hält eine Mediation für möglich. Aber es gebe auch Grenzen, "wenn vertragliche Verfehlungen zutage treten, die wir nicht mehr tolerieren können", fügte Partsch hinzu. Womit auch ein Konflikt mit Trinks angesprochen war: Er habe für die Spielzeit 2012/2013 so viele Gastdirigate übernommen, dass er seine Residenzpflicht in Darmstadt nicht einhalten könne. Auch darüber soll jetzt verhandelt werden. (wet)
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