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Ziel: 10 Prozent mehr Touristen

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Trommeln für das Märchenland Nordhessen: Die Dachmarke Grimm-Heimat Nordhessen besteht seit einem Jahr. Auch Trommler Gerhard Klaffke aus Gudensberg (Bild) engagiert sich. Foto: K. Rink

Waldeck. Stefan Reuß, Landrat des Werra-Meißner-Kreises, bemühte ein Zitat aus dem Märchen Frau Holle. „Ach, zieh mich raus“, heißt es da, „sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.“

Für den Landrat ist das Brot gerade erst im Ofen - nun muss kräftig gebacken werden. So umschrieb Reuß ein Jubiläum, zu dem gestern 150 Menschen aus der Region auf das Schloss Waldeck geeilt waren: Die Grimm-Heimat Nordhessen, die Dachmarke, unter der man in der Region den Tourismus kräftig ankurbeln will, ist mittlerweile ein Jahr alt.

Die wichtigste Botschaft lautet für Regionalmanager Holger Schach so: Die Grimms haben dafür gesorgt, dass Nordhessen im Tourismus erstmals wirklich vereint sei. Schach: „Weil bei dem Thema keiner verliert, macht auch jeder mit.“

Durch das Thema Grimm könne der Tourismus in Nordhessen bis zum Jahr 2020 um zehn Prozent gesteigert werden, hofft Schach. Heute wird mit dem Tourismus im Nordhessen ein jährlicher Umsatz von etwa 2,5 Milliarden Euro erzielt, eine Milliarde bleibt davon in der Region. 50 000 Menschen sind im nordhessischen Tourismus beschäftigt.

Die Aktivitäten der GrimmHeimat Nordhessen, das wurde gestern deutlich, sind ebenso mannigfach wie mitunter bescheiden. Da werden Köche zu Märchenköchen weitergebildet, gibt es für Hotels ein Förderprogramm Märchenbetten und es wird ein Märchenspiel auf den Markt kommen (eine Mischung aus dem verrückten Labyrinth und Sagaland). Die SB-Union lässt Schokoladentafeln mit Märchenmotiven herstellen, es folgen märchenhafte Milchtüten und Kekse. Diverse Prospekte sind in Vorbereitung, und es wird unter anderem Baumwolltragetaschen sowie Regenschirme geben. Außerdem wird man zu einer Promotiontour ab dem Herbst in Einkaufszentren im Rhein-Main- und Ruhrgebiet aufbrechen. Die Liste der Aktivitäten ist lang und ließe sich fortsetzen.

Über das größte Projekt, den Neubau des Brüder-Grimm-Museums in Kassel, gibt es dagegen nichts Neues zu berichten. Vor acht Monaten wurde das Schloss Bellevue in Kassel ausgeräumt, sonst tat sich nichts. In der gleichen Zeit, in der die Stadt Kassel ein Gutachten zum Neubau eines Museums fertig hatte, habe man in Bad Hersfeld das Grimm-Science Center für Sprache (Baukosten elf Millionen Euro) hochgezogen, hieß es am Rande der Zusammenkunft.

200 Jahre Märchen

Zwischen 2012 und 2015 wird das große Grimm-Fest steigen. Dann sind die Kinder- und Hausmärchen 200 Jahre alt. Bis dahin ist also nicht mehr viel Zeit. Am Rande der Zusammenkunft auf Schloss Waldeck wurde gemunkelt, dass die Grimm-Gesellschaft das weltweit beachtete Jubiläum auch in Schanghai feiern könnte. Oder an dem Standort, den der Konzern VW in China unterhält. Immerhin: Die Spitze der Brüder-Grimm-Gesellschaft mit Werner Neusel und Bernhard Lauer war gestern auf Schloss Waldeck dabei. Von früheren Miss-Stimmungen mit den Tourismus-Fachleuten war nichts mehr zu hören.

Von Frank Thonicke

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