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Blick in die Kasseler Geschichte: Henschel hat die Stadt geprägt

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Von: Thomas Siemon

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Kassel. In Kassel gab es bis vor wenigen Jahren kaum eine Familie, die nicht irgendeine Verbindung zu Henschel hatte. Bis zu 14.500 Menschen arbeiteten in den Nachkriegsjahren „bi Henschel“, die Kasseler Industriegeschichte ist untrennbar mit Henschel verbunden.

Auf dem heutigen Universitätsgelände am Holländischen Platz hat die 1810 gegründete Firma ihre Wurzeln. Das alte Gießhaus wird bis heute für Veranstaltungen genutzt.

Mit dem rasanten Aufschwung des Lokomotivbaus entwickelte sich der Familienbetrieb zum Großkonzern. Die riesigen Hallen,

Henschel im Regiowiki

die 1873 in Rothenditmold entstanden, sind teilweise bis heute erhalten. Die Hammerschmiede und die Kesselschmiede sind als Häuserfronten noch erkennbar. Mit dem Technikmuseum Kassel und dem Henschel-Museum gibt es neben Handwerkern, Künstlern und Musikern weitere Nutzer.

Das Werk Mittelfeld zwischen Rothenberg und Holländischer Straße gibt es seit 1918. Auf dem riesigen Gelände, das Platz für 120 Fußballfelder hätte, wurden im Ersten Weltkrieg erbeutete Geschütze von englischen, russischen und anderen Truppen aufgearbeitet und für das deutsche Heer an die verschiedenen Fronten transportiert. Nach dem Krieg musste Henschel die Anlagen verschrotten. Für den Lokomotivbau wurde die Kesselschmiede modernisiert, auch neue Werkstätten kamen hinzu.

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Henschel stieg zum größten Lokomotivbauer Europas auf, baute aber auch Busse und Lastwagen. Ab 1924 versuchte man sich mit einer Abteilung Straßenbaumaschinen. Im Werk Mittelfeld wurden Dampfwalzen, Teerkocher, Teertankwagen sowie Wohn- und Gerätewagen gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde Henschel zur Rüstungsschmiede. Trotz der zunehmenden Zerstörungen gingen die Produktionszahlen von Panzern bis 1944 ständig nach oben. Die Werksstandorte gehörten zu den vorrangigen Zielen der Bomberflotten.

Nach dem Wiederaufbau endete 1957 mit dem Rücktritt von Oscar Robert Henschel als Firmenchef die Familientradition. Nach einem kurzen Aufschwung mit bis zu 14.500 Mitarbeitern in den 1960er-Jahren begann der Niedergang von Henschel.

Die neuen Besitzer hießen Rheinstahl, Thyssen und Thyssen-Krupp. Ein Hoffnungsträger war bis vor wenigen Jahren der in Kassel entwickelte Transrapid. Die letzten 60 Mitarbeiter der Thyssen Transrapid System GmbH bekamen im März 2010 die Nachricht vom Aus für diese Technologie. Heute arbeiten auf dem Gelände des Werkes Mittelfeld rund 2300 Menschen in 40 Betrieben. Die größten sind Rheinmetall, Bombardier und Henschel Antriebstechnik. Hinzu kommen 3100 Beschäftigte im Daimler-Lkw-Achsenwerk. Das gehört schon seit 1969 nicht mehr zum jetzt verkauften Henschel-Paket.

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Von Thomas Siemon

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