Abmahnungen, Kündigungen: Druck auf Mitarbeiter bei Kasseler Burger King
Kassel. Scharfe Kritik übt die Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) am Umgang des Betreibers der Kasseler Burger-King-Filialen mit seinen Mitarbeitern. Das Personal werde mit Abmahnungen und Kündigungen eingeschüchtert.
Dabei stünden vor allem langjährige Mitarbeiter und Betriebsräte unter Druck. Die NGG habe innerhalb eines Jahres in 20 Fällen Rechtsschutz gewährt. Dabei ging es auch um vier Kündigungen, gegen die Beschäftigte mithilfe der Gewerkschaft vor Gericht gingen. Ein Verfahren wurde gewonnen, zwei endeten mit Vergleichen, berichtet die NGG.
Jetzt sei einem langjährigen Betriebsratsvorsitzenden aus der Filiale Leipziger Straße gekündigt worden. Die Kasseler Burger-King-Restaurants waren erst im Sommer 2010 von der BL Restaurant Management GmbH übernommen worden. Im Oktober hatte es bereits Wirbel um die Gründung eines Betriebsrats in der Filiale Knorrstraße gegeben (wir berichteten). Vor den Wahlen waren nach Eindruck der Gewerkschaft unliebsame Mitarbeiter gezielt versetzt worden.
Inzwischen haben - übrigens im Gegensatz zu den Schnellrestaurants von McDonald’s - alle vier Kasseler Burger-King-Filialen einen Betriebsrat. Nach Angaben der BL Restaurant Management GmbH sind 140 Mitarbeiter in den Kasseler Filialen beschäftigt. Diese würden nach Tarif bezahlt. (rud)
Jede Menge Ärger bei Burger King
Rechtsstreitigkeiten mit Beschäftigten häufen sich - Gewerkschaft NGG: Vor allem Betriebsräte unter Druck
In den Kasseler Burger-King-Filialen werden nicht nur im Minutentakt Hamburger gebraten. Auch was Abmahnungen und Kündigungen angeht, ist der Betreiber der Restaurants offenbar schnell bei der Sache. Allein innerhalb des vergangenen Jahres hat die Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) 20 Mitgliedern, die bei Burger King arbeiten, Rechtsschutz gewährt. „So was habe ich noch nicht erlebt“, sagt Andreas Kampmann, Geschäftsführer der NGG Nordhessen.
Seit die „BL Restaurant Management GmbH“ die Kasseler Burger-King-Filialen 2010 übernommen habe, häuften sich die Hilferufe der Beschäftigten. Vor allem Betriebsratsmitglieder und langjährige Mitarbeiter stünden unter Druck, sagt Kampmann. Eine Mitarbeiterin, die seit mehr als drei Jahren dabei ist, und sich von ihrem Arbeitgeber seit Längerem schikaniert fühlt, hat eine Erklärung dafür: „Der will mich loswerden, weil ich ihm zu teuer werde.“ Statt 7,13 Euro Stundenlohn wie bei Neueingestellten stehen ihr tariflich inzwischen 8,08 Euro zu. Sie sei mehrfach aufgefordert worden, sich eine andere Arbeit zu suchen.
Eine andere Beschäftigte, die aus Angst vor Konsequenzen ebenfalls nicht genannt werden will, beobachtet, dass die Mitarbeiter-Fluktuation seit der Übernahme durch die BL Restaurant Management GmbH deutlich höher geworden ist. „Es kommen ständig neue Mitarbeiter, die immer nur befristete Verträge erhalten.“ Nach dem Auslaufen würden die Verträge nicht verlängert, um dann zu günstigeren Konditionen jemand Neues einzustellen. Länger Beschäftigte und Betriebsratsmitglieder, für die ein besonderer Kündigungsschutz gilt, würden offenbar unter Druck gesetzt zu gehen, sagt Kampmann.
Unter anderem würden sie gedrängt, Aufhebungsverträge zu unterzeichnen, „zu lächerlichen Konditionen“. Wer nicht freiwillig gehe, bei dem werde nach Eindruck der NGG ein Vorwand für eine Abmahnung gesucht. So sei eine stellvertretende Restaurantleiterin, die auch im Betriebsrat engagiert war, abgemahnt worden. Grund: Sie sei nicht dagegen vorgegangen, als ein Mitarbeiter seine Pause eigenständig um wenige Minuten verkürzt habe, um bei großem Andrang in der Filiale mitzuhelfen.
Bei etwa der Hälfte der 20 Verfahren vor dem Arbeitsgericht waren nach Angaben des NGG-Gewerkschafters Mitglieder des Betriebsrats betroffen. Trauriger Höhepunkt der Auseinandersetzungen sei die laufende Klage gegen die fristlose Kündigung des langjährigen Betriebsratsvorsitzenden aus der Filiale an der Leipziger Straße. Der Mann, der gerade Vater geworden sei und jetzt keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld habe, sei dem Arbeitgeber offenbar „zu unbequem“ gewesen, weil er die Beschäftigten über ihre Rechte aufgeklärt habe. Von seinem Rauswurf, so Kampmann, erhoffe man sich vermutlich eine Schwächung des Betriebsrats.
Von Katja Rudolph