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Kasseler Tafel begrenzt wegen der Flüchtlinge die Zahl der Abnehmer

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Von: Katja Rudolph

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Bei der Essensausgabe: Der Syrer Mohamed Al Darwish (von links) ist einer von 250 Flüchtlingen, die bei der Kasseler Tafel in der Holländischen Straße Lebensmittel erhalten. Krista Schreiber und Ilona Helmchen geben die Waren heraus. Foto: Fischer
Bei der Essensausgabe: Der Syrer Mohamed Al Darwish (von links) ist einer von 250 Flüchtlingen, die bei der Kasseler Tafel in der Holländischen Straße Lebensmittel erhalten. Krista Schreiber und Ilona Helmchen geben die Waren heraus. © Fischer

Kassel. In vielen Städten ächzen die Tafeln: Wegen der Flüchtlinge ist die Nachfrage nach Lebensmittelspenden stark gestiegen. In Kassel gibt es eine kreative Lösung für das Problem.

Vielerorts reichen die Waren nicht mehr, um alle zu versorgen. Auch bei der Kasseler Tafel klopfen seit vergangenem Sommer vermehrt Flüchtlinge an. „Natürlich spüren wir eine zusätzliche Nachfrage“, sagt Tafel-Vorsitzender Hans-Joachim Noll auf Anfrage der HNA. Die Zahl der Abnehmer habe man aber bewusst stabil gehalten.

Nach wie vor gebe es 1250 Inhaber einer Berechtigungskarte. Bei dieser Zahl habe man vor einem halben Jahr auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle eine Grenze gesetzt. „Damit wollen wir auch Unfrieden vermeiden“, sagt Noll. Mit der festen Abnehmerzahl könne man allen Kunden weiterhin verlässliche Kontingente bieten. „Alle kriegen das Gleiche.“ Die Folge dieser Regelung seien allerdings längere Wartelisten.

20 Prozent der Berechtigungskarten würden an Flüchtlinge vergeben. Das sei zwar mehr als ihrem Bevölkerungsanteil entspreche. „Aber der Anteil der Flüchtlinge an der bedürftigen Gesellschaft ist überproportional“, sagt Noll. Nahezu alle Flüchtlinge sind auf Asylbewerberleistungen oder Hartz IV angewiesen.

Separate Wartelisten 

Für die beiden Kundenkreise - Flüchtlinge und Einheimische - führe man separate Wartelisten. Derzeit warteten etwa 210 Menschen

Hans- Joachim Noll
Hans- Joachim Noll

darauf, von der Tafel aufgenommen zu werden. Etwa 60 Prozent davon seien Flüchtlinge. Nur wenn ein Flüchtling wegfalle, rücke ein Flüchtling nach - und entsprechend bei Einheimischen. Das Verfahren werde von allen akzeptiert, berichtet Noll: „Es gibt da überhaupt keine Unruhe.“

Die Fluktuation unter den Flüchtlingen sei hoch, sodass permanent Nachrücker zum Zuge kämen. Aber auch unter den einheimischen Bedürftigen gebe es Fluktuation: wenn Menschen wegziehen oder wieder Arbeit finden und somit nicht mehr von Sozialleistungen abhängig sind.

Um zusätzlich Bewegung in die Wartelisten zu bringen, seien die Berechtigungskarten für maximal fünf Jahre gültig (immer vorausgesetzt, dass dauerhaft eine Bedürftigkeit besteht). Danach müsse man für ein Jahr aussetzen, damit auch andere zum Zuge kommen.

www.kasselertafel.de

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