Prozess gegen Göker: Die Polizei wartete schon mit Handschellen

Kassel. Dass es erstmals einen Haftbefehl gegen Mehmet Göker gibt, wollte Staatsanwalt Eckhard Töppel weder bestätigen noch dementieren. „Dazu sage ich nichts.“ Das ist auch kein Wunder: Wenn man jemanden dingfest machen will, kündigen die Strafverfolgungsbehörden das nicht vorher in der Zeitung an.
Die Staatsanwaltschaft hatte jedenfalls für den Fall vorgesorgt, dass Mehmet Göker tatsächlich erschienen wäre. Vor dem Gerichtssaal warteten mehrere Polizisten in Zivil. Wäre der Ex-MEG-Chef aufgetaucht, hätten wohl die Handschellen geklickt.
Richter Klaus Döll hatte ursprünglich das persönliche Erscheinen
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Mehmet Gökers angeordnet. Dass der sich von seinem Hannoveraner Anwalt Michael Nagel vertreten ließ, ist sein gutes Recht. Richter Klaus Döll kommentierte Gökers Fernbleiben dennoch so: „Er hat gekniffen.“ Den wahren Grund nannte der Richter auch: Er habe die starke Vermutung, dass es einen Haftbefehl gegen Göker gebe - und damit habe der das Risiko, beim Betreten deutschen Bodens verhaftet zu werden.
Dass der gestrige Prozess vor dem Amtsgericht eingestellt wurde,

hatte die Staatsanwaltschaft selbst beantragt. Aus Gründen der Ökonomie sozusagen. Mit Kleinkram will man sich offensichtlich nicht länger befassen, man fährt nun ganz andere Kaliber auf. Noch in diesem Jahr wird Staatsanwalt Töppel Anklage gegen Mehmet Göker wegen des unerlaubten Handels mit Datensätzen erheben. Der Schaden betrage eine Million Euro. Göker soll nach der MEG-Pleite Datensätze mit Namen und Adressen von potenziellen Kunden mitgenommen haben. Diese Datensätze haben beträchtlichen Wert und gehörten eigentlich in die Insolvenzmasse.
Vor dem Amtsgericht steht für Mehmet Göker übrigens noch ein weiterer Prozess an: Da geht es dann um gewerbsmäßigen Betrug. Angeklagt sind neben Göker auch sein früherer Fuhrparkchef Thomas H. und dessen Ehefrau Astrid. Thomas H. hatte selbst eine Insolvenz am Hals und durfte deshalb kaum Geld verdienen - es wäre ihm gepfändet worden. Der Trick des Trios laut Anklage: Thomas H. verdiente als Fuhrparkchef offiziell lediglich 1500 Euro, der Rest von 6000 Euro lief über die Ehefrau.