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Zwei Wochen lang schrie die Katze

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Von: Boris Naumann

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Wesertor. Kotgestank im Treppenhaus, tagelang jämmerliches Katzengeschrei aus einer Wohnung im zweiten Stock, aufgeregte Mieter – und mittendrin Karl-Heinz Nepphuth, Verwalter eines Mietshauses am Ostring.

Kräftig Ärger wegen einer eingesperrten Katze hat es jetzt an der Weserspitze gegeben. Die Katzenbesitzer: ein junges Paar, einfach verreist, irgendwohin. Lediglich einen Zettel haben sie hinterlassen. Eine Freundin werde sich schon um die Katze kümmern, heißt es da. 

Immerhin zweimal hat eine Nachbarin diese Freundin in den letzten 14 Tagen gesehen. Die Katze aber schreit und schreit. Ist das Tier womöglich krank? Wurde es nicht ausreichend versorgt? Verhungert es? Keiner weiß es. Alle im Haus gehen vom Schlimmsten aus. 

In der Not alarmiert Nepphuth hintereinander weg die Feuerwehr, das Ordnungsamt, einen Tierschutzverein und zum Schluss noch die Polizei. Alle sind sehr hilfsbereit, geben wertvolle Tipps, doch keiner möchte wirklich in die verwaiste Wohnung eindringen. 

Auch Nepphuth will es nicht, er weiß, er würde Hausfriedensbruch begehen. Einen Schlüssel hat er nicht, weil die Mieter das Schloss ausgetauscht haben. 

Am Ende kommt dann doch die Polizei. Vor den Augen der Beamten bricht Nepphuth die Wohnungstür auf, die Nachbarn schauen zu, sie alle sind jetzt Zeugen. Und drinnen schreit die Katze. Nach wenigen Handgriffen ist die Tür einen Spalt weit geöffnet. Neugierige Katzenaugen blicken aus der Wohnung, sofort huschen sie wieder weg. 

Es ist ein Fressnapf mit Futter zu sehen, eine Schale mit Wasser, ein Katzenklo stinkt zum Himmel, aber das Tier macht keinen verwahrlosten Eindruck.

Für die Beamten ist schnell klar: „Hier liegt kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor“, sagt der eine. Es wird ein Zettel für die Mieter an die Tür gehängt, dass ihre Wohnung aufgebrochen wurde. Dann rückt die Polizei wieder ab. 

Nepphuth, der Hausverwalter, schämt sich ein bisschen, dann doch wegen einer gesunden Katze Mann und Maus in Bewegung gesetzt zu haben. Doch dann ist er froh, es doch getan zu haben. Er weiß, er hat nach bestem Gewissen gehandelt. „Und wenn doch irgendetwas mit der Katze gewesen wäre, hätte ich mir hinterher Vorwürfe gemacht.“

Von Boris Naumann

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