Lori Waxmans Kunstkritik: ArtNetLab

Die Chicagoer Kunstkritikerin Lori Waxman rezensiert auf der documenta 13 öffentlich Kunst von jedermann. Etablierte Künstler, Studierende, Hobbymaler - sie alle können nach vorheriger Terminabsprache Werke in Waxmans blauer Hütte an der Schönen Aussicht vorbeibringen.
60 Worte pro Minute Kunstkritik | 60 WRD/MIN ART CRITIC | |
Wenn Sie beim Besuch der dOCUMENTA (13) ein Smartphone mit dabei haben, dann können sie auf eine Reihe von emblematischen Kunstwerken der slowenischen Künstlergruppe ArtNetLab stoßen. Haben Sie keines, dann leihen Sie sich eins. Mit der Hilfe einer App, die sich Layar nennt und die eine zweite, „erweiterte“ Schicht über das legt, was wir für gewöhnlich sehen, hat die Gruppe im offiziellen Ausstellungsraum interveniert. Diese Intervention nennt sich „Atlas, 5.12.2011“. Man richte sein Android auf das Friedericianum oder auf einen Busch im Auepark und bekommt dann nicht nur dieses Gebäude oder diesen Busch zu sehen, sondern auch eine Kombination aus Bild- und Textelementen, welche die virtuelle Sozialisierung kritisieren, den Flitter der Kunstwelt und so weiter. Lässt man die effektive Leistung der einzelnen Bildüberlagerungen beiseite – ich besitze kein Smartphone und jenes, welches ich mir ausgeliehen hatte, funktionierte nicht so besonders – so lässt sich sagen, dass hier am meisten die Art und Weise beeindruckt, wie die Künstler neue Möglichkeiten für eine Form von Guerilla-Kunst im Allgemeinen geschaffen haben. Hat das schon jemand der Künstlerischen Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev gesteckt? — Lori Waxman 9. Juni 2012, 16.36 Uhr | If you have a smart phone with you at dOCUMENTA (13), you may be aware of the presence of a series of emblematic artworks by the Slovenian artist group ArtNetLab. If you don’t have such a device, borrow one. With the help of an app called Layar, which adds a second “enhanced” layer on top of the real one we normally see, the group have intervened in the official space of the exhibition with “Atlas, 5.12.2011.” Point your Android at the Friedricianum or a bush in the Auepark and you will see not only that building or that bush but also picture-and-text combinations critiquing virtual socialization, the glitz of the art world and more. Leaving aside the effectiveness of the individual emblems—because I don’t have a smart phone, and the one I borrowed was not working so well—what most excites here are the ways in which these artists have opened up new possibilities for guerilla art generally. Has anyone told the artistic director Carolyn Christov-Bakargiev yet?—Lori Waxman 6/9/12 4:36 PM |
ArtNetLab sind: Narvika Bovcon, Eva Lucija Kozak, Gorazd Krnc, Dominik Mahnic, Vanja Mervic, Ales Vaupotic)
Serie
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Zur Person

Lori Waxman (36, geboren in Montreal) ist freie Kritikerin unter anderem für die "Chicago Tribune" und "Art Forum". Sie lehrt am School of the Art Institute in Chicago. Sie hat in Montreal, Chicago, Lancaster und New York Kunstgeschichte studiert und an der New York University promoviert. Waxman hat auch Essays, Katalogbeiträge und Bücher veröffentlicht. Waxman ist verheiratet und Mutter einer zweieinhalbjährigen Tochter. (vbs)