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Herzberg-Festival: Patti Smith überraschte - Auch junge Bands stark

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Von: Wilhelm Ditzel

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Begegnung mit musikalischen Ikonen: Patti Smith und Billy Bragg bei ihren Auftritten auf dem Burg-Herzberg-Festival. Fotos: Ditzel
Begegnung mit musikalischen Ikonen: Patti Smith bei ihrem Auftritt auf dem Burg-Herzberg-Festival. © HNA/Ditzel

Bad Hersfeld. Während man früher hauptsächlich wegen der entspannten Atmosphäre zum 1968 ins Leben gerufenen Festival vor die Ruine der Burg Herzberg pilgerte, hat in den vergangenen Jahren die Auswahl der dort auftretenden Bands für die Besucher an Bedeutung gewonnen.

Und es waren, abgesehen von Ausnahmen, die jungen, zeitgenössischen Bands, die dem diesjährigen Festival den entscheidenden Schwung gaben.

Schon das Eröffnungskonzert der kalifornischen Blues Pills am Donnerstagnachmittag zeigte, wohin die Reise geht: Es wird wieder gerockt. Drei-Minuten-Songs statt ausufernder Soundlandschaften mit 15 Minuten langen Soli sind wieder angesagt. Dazu eine Prise Weltmusik, wie sie der erst kürzlich im Kasseler Kulturzelt aufgetretene Senegalese Habib Koité und Tamikrest in höchster Vollendung präsentierten.

Bildergalerie vom ersten Festivaltag

Tamikrest waren die Überraschung des Festivals. Ihre moderne Touareg-Musik brachte am Freitag Tausende zum Tanzen. Sie werden kaum bemerkt haben, dass auch Patti Smith zuhörte, die von der Musik so angetan war, dass sie Musiker der Band aus Mali im Laufe ihres eigenen Konzerts auf die Bühne bat. Die Punk-Ikone begann ihren Auftritt mit den Klassikern „Dancing Barefoot“ und „Redondo Beach“ in sehr entspannten Versionen, die zum Sommerabend passten. In einer kurzen Ansprache sprach Smith über die Eindrücke des Nachmittags: „Menschen wie Euch hatte ich im Kopf, als ich ‚Ghost Dance’ schrieb. Ihr seid die Zukunft und die Zukunft passiert jetzt.“

Im tosenden Beifall begann eine Version von „Ghost Dance“, eingeleitet mit ein paar Takten aus „White Rabbit“ (Jefferson Airplane), die für alle Zeit zu den Sternstunden des Festivals gehören dürfte. Zehntausend Menschen reckten wie die Sängerin auf der Bühne die Hände in die Höhe und sangen minutenlang „Give and take peace... we shall live again ...“ (Gebt und nehmt Frieden, wir werden wieder leben ...)

Bildergalerie vom zweiten Festivaltag

„My Blakean Year“ widmete sie Edward Snowdon und Pussy Riot, den Punk-Klassiker „People Who Died“ dem verstorbenen Filmemacher und Punk-Poeten Jim Carroll, der an diesem Tag 65 geworden wäre sowie dem kürzlich verstorbenen Gitarristen Johnny Winter. Mit „Pissing In A River“, „Because The Night“ und dem zuletzt von ihr nur noch selten gespielten „Horses/Gloria“ von dem Debüt-Album folgte eine Sternstunde in Sachen psychedelischer Musik (Gitarrist Lenny Kaye: „Wir sind eine Psychedelic-Band“), die Patti Smith beendete, indem sie bei „Rock & Roll Nigger“ die Seiten ihrer Gitarre abmontierte.

Am Samstag überraschte der schottische Singer/Songwriter Billy Bragg mit einem Country-Konzert. Dem klassenkämpferischen Geist seiner politisch motivierten Songs tat dies keinen Abbruch. Bragg-Klassiker wie „You Woke Up My Neighborhood „,Between The Wars“ und „Sexuality“ verfehlten auch im Country-Gewand ihre Wirkung nicht.  
(von Wilhelm Ditzel)

Bildergalerie vom dritten Festivaltag

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