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Nackte Frauen, Trash-Talk, Comedy: Sat.1 und RTL veränderten das Fernsehen

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So sah privates Fernsehen aus: Angela Merkel (von links im Uhrzeigersinn) nahm 1993 im RTL-Krawall-Talk auf dem „heißen Stuhl“ Platz, Margarete Schreinemakers sorgte mit „Schreinemakers live“ für gute Quoten bei Sat.1, Frederic Meisner und Maren Gilzer drehten das „Glücksrad“ (Sat.1), Hugo Egon Balder ließ bei „Tutti Frutti“ Länderpunkte sammeln (RTL), und Olli Dittrich sowie Esther Schweins traten mit „RTL Samstag Nacht“ die Comedy-Welle los.
So sah privates Fernsehen aus: Angela Merkel (von links im Uhrzeigersinn) nahm 1993 im RTL-Krawall-Talk auf dem „heißen Stuhl“ Platz, Margarete Schreinemakers sorgte mit „Schreinemakers live“ für gute Quoten bei Sat.1, Frederic Meisner und Maren Gilzer drehten das „Glücksrad“ (Sat.1), Hugo Egon Balder ließ bei „Tutti Frutti“ Länderpunkte sammeln (RTL), und Olli Dittrich sowie Esther Schweins traten mit „RTL Samstag Nacht“ die Comedy-Welle los. © Picture Alliance/Sat.1/RTL

"Ein Prachtexemplar“: So kommentiert ein Ärzteteam das gerade entbundene Kind. Doch die Mediziner halten kein Baby, sondern einen kleinen, schwarzen, flimmernden Fernseher in die Kamera: RTL (damals RTL plus) war geboren.

Mit diesem Kurzfilm startete der Privatsender heute vor 30 Jahren sein Programm. Bereits am 1. Januar 1984 hatte Sat.1 mit dem Sendebetrieb begonnen – damals noch als Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk (PKS). Das Privatfernsehen entstand, weil die damalige CDU/FDP-Regierung unter Helmut Kohl das öffentlich-rechtliche Fernsehen für politisch zu links hielt. Ein Rückblick auf die Geschichte der Sender, in der sie viele neue Formate hervorgebracht haben.

Sex: RTL sorgte für viel Aufsehen, denn Erika Berger gab in „Eine Chance für die Liebe“ (1987–1991) am Telefon anschauliche Liebestipps, und bei „Tutti Frutti“ (1990–1993) mit Hugo Egon Balder strippten keine Profis, sondern normale Menschen.

Comedy: Mit dem Privatfernsehen kam Comedy auf den Fernsehbildschirm. Lose angelehnt an die US-Comedy-Institution „Saturday Night Live“ machte RTL von 1993 bis 1998 „Samstag Nacht“ zur ersten Humoradresse im deutschen Fernsehen. Für Spaß sorgten dort unter anderem Wigald Boning und Olli Dittrich. Nicht minder populär: Die „Die Wochenshow“ (Sat.1, 1996-2002), mit dabei war beispielsweise Anke Engelke.

Sport: Von 1992 bis 2003 wurde die Fußball-Bundesliga mit der Sportsendung „ran“ bei Sat. 1 als mediales Unterhaltungsprodukt neu, wenn nicht überhaupt erst erfunden. Der Konkurrent machte dagegen mit dem „RTL Skispringen“ aus einer Randsportart ein Event.

Spielshows: Viel zu gewinnen gab es bei Spielshows wie „Der Preis ist heiß“ (1989-1997) oder „Das Glücksrad“ (1988-2004). Am erfolgreichsten war Letztere: Fünf Millionen Zuschauer schalteten in Spitzenzeiten ein, wenn sich das Rad drehte.

Talkshows: Nicht mehr Prominente, sondern jeder konnte seine Meinung in den Talkshows der Sender kundtun. Da gab es beispielsweise „Britt“ (Sat.1, 2001-2013) und „Hans Meiser“ (RTL, 1992-2001), deren Gäste sich dadurch auszeichneten, dass sie sich anschrien. Eine neue Art Talkshow gab es auch mit „Der heiße Stuhl“ (RTL, 1989-1994) und „Einspruch“ (Sat.1, 1992-1994), wo politische und soziale Themen lauthals diskutiert wurden.

Dailysoaps: Bis heute ist „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ (RTL, seit 1992) zu sehen – die erste deutsche Dailysoap, abgekupfert von der australischen Serie „The Restless“. Weniger erfolgreich war die Sat.1-Telenovela „Verliebt in Berlin“ (2005-2007).

Zielgruppe: Die für die Werbung wichtige Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen hat der ehemalige RTL-Boss Helmut Thoma frei erfunden. Im vergangenen Jahr wurde sie erweitert. Nun sollen Menschen bis 59 erreicht werden, denn auch die RTL-Zuschauer werden älter. (tx/sas)

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