Rauschender Beginn mit Schumann

NIESTETAL. Wenn das kein Beweis für die Treue der Musiker ist! Im Sommer 2005 debütierte Marina Baranova, damals noch Einspringerin für einen erkrankten Kollegen, beim ersten Klavierfestival im evangelischen Gemeindehaus Niestetal-Sandershausen. Danach war sie dort öfters zu Gast, und nun sorgte sie mit rauschenden Schumann-Tönen für den Auftakt des 8. Festivals, bei dem bis zum 24. Juli jeden Abend internationale Pianisten auftreten.
Baranova präsentierte diesmal Werke Schumanns, die zum Großteil auch auf ihrem im Frühling erschienenen Debütalbum (Pianissimo Musik) zu hören sind. Treffend charakterisiert sie ihren Favoriten: „Ich denke, dass er in diesem Grenzzustand seine Musik komponierte, aber einen hohen Preis dafür zahlen musste.“
Als „grenzgängerisch“ kann man in der Tat verschiedene Aspekte Schumanns erachten, etwa die nervöse Spannung zwanghaft wiederholter Rhythmen oder das Schwanken zwischen den Charakteren von Florestan (stürmisch) und Eusebius (introvertiert). Diese Fantasiegestalten sind die offiziellen Autoren seiner großen fis-Moll-Sonate, mit der Baranova gleich eingangs ihre so natürliche, man möchte sagen kerngesunde Virtuosität zeigte.
Noch inspirierter schien sie bei den folgenden Stücken, den bravourösen Abegg-Variationen, dem „Faschingsschwank aus Wien“ und den Sinfonischen Etüden. Zupackend, doch wenn gefordert ganz intim wie in der Romanze des Schwanks, musizierte die vorzügliche Pianistin, die denn auch von den knapp 200 Zuhörern begeisterten Beifall bekam - ebenso wie der verdienstvolle, langjährige Konzert-Organisator Friedrich Luncke.
Heute, 19.30 Uhr, Atsuko Oba (Musikhochschule Detmold) mit Werken von Clara Schumann, Brahms, Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann.
Von Georg Pepl