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Neue Amazon-Serie: Was wäre, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?

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Von: Matthias Lohr

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Amazon-Serie
Erkennen ihr Land nicht wieder: Juliana (Alexa Davalos) und Joe (Luke Kleintank) kämpfen für ein anderes Amerika, das in der Serie aus einer japanischen Zone und dem Nazireich besteht. © Amazon

Nazi-Themen gehen immer. Das dachte sich auch Amazon und hat eine aufwendige Internet-Serie produziert, die die Frage behandelt: Was wäre, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte?

Als Amazon vorigen Winter Pilotfolgen möglicher Serien ins Netz stellte, waren die Nazis unschlagbar. Der Internet-Händler ist längst auch Filmproduzent und lässt das Publikum abstimmen, was in Serie gehen soll. Die erste Folge der Nazi-Serie „The Man in the High Castle“ stellte gleich einen Abrufrekord auf. Darum sind die zehn einstündigen Folgen nun über den Abodienst Amazon Prime abrufbar, den es für 49 Euro im Jahr gibt (und mit dem man auch Musik streamen sowie Produkte portofrei bestellen kann).

Das Thema der Serie ist ebenfalls unschlagbar. Es geht um die Frage, wie die Welt aussähe, wenn die Nazis den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätten. In „The Man in the High Castle“ ist Amerika geteilt: Im Osten herrscht das „Great Nazi Reich“, an der Westküste die Achsenmacht der Japaner, dazwischen gibt es eine Pufferzone.

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© Amazon

Ausgedacht hat sich das Szenario der US-Science-Fiction-Autor Philip K. Dick (1928-1982), von dem die Romanvorlage für den Kinohit „Blade Runner“ stammte. Seine Alternativweltgeschichte „Das Orakel vom Berge“ erschien 1962 und spielt auch in diesem Jahr. Star-Regisseur Ridley Scott, der auch schon „Blade Runner“ verfilmt hatte, sicherte sich früh die Rechte und engagierte Frank Spotnitz („Akte X“) als Autor und Co-Produzent. Nur fanden sie keinen Abnehmer - bis Amazon kam.

Die Serie ist eine doppelte Zeitreise: einmal ins Amerika der frühen Sechziger und dann ins Dritte Reich. Es gibt die sympathische Heldin Juliana Crain (Alexa Davalos) und ihren undurchsichtigen Bekannten Joe Blake (Luke Kleintank). Beide besitzen Filme mit Wochenschaubildern, durch die der Führer im fernen Berlin die Existenz des Reiches gefährdet sieht. Der Obergruppenführer in New York hat anders als die Nazis in Hollywood-Filmen keinen deutschen Akzent, und die Japaner vergasen Widerständler mit Zyklon B.

Das alles ist sehr amerikanisch und spannend erzählt, und nebenbei wird die Frage aufgeworfen, wie man in einem unmenschlichen System menschlich bleiben kann. Der eigentliche Star des Films ist aber die atmosphärisch dichte Kulisse, die sich Amazon einiges hat kosten lassen. Dass dessen Kunden die Serie erst möglich gemacht haben, empfindet Produzent Spotnitz als späte Genugtuung. Früher lehnten Filmbosse seine Ideen schon mal ab und er dachte: „Hätte das Publikum entscheiden dürfen, hätte ich eine Chance gehabt.“

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