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A7-Unfall: Reportage von einem außergewöhnlichen Einsatz

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Von: Thomas Kopietz, Stefan Rampfel

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Göttingen. Es war einer der größten und langwierigsten Feuerwehreinsätze der vergangenen Jahre. Ein Einsatz auf der A7, der alle Helfer aufs Äußerste gefordert hat. Eine Reportage.

Eigentlich ist so eine Lastwagenbergung für die Männer von Bernd Rathmann kein Problem. „Das geht eigentlich fix, dauert oft nur eines Stunde“, sagt der Chef des Bergungsunternehmens. Doch am Samstag ist das Drumherum das Problem.

Denn mit Gefahrgut und einem Gift in kristalliner Form haben es auch die sieben Männer Rathmanns, die am Samstag auf der A 7 nahe der Anschlussstelle Göttingen im Einsatz sind, zum Glück selten zu tun. Noch bedeckt der Stoff Teile des Lastwagens, der Ladung, der Straße. Und das muss weg, dauert aber seine Zeit. Die Helfer von Feuerwehr und Technischen Hilfswerk arbeiten in Vollschutzkleidung, was extrem anstrengend ist. Nach Ende eines Einsatzes müssen sie in einer Schleuse gereinigt werden. Schon der Anblick lässt beim Beobachter ein Unwohlsein aufkommen.

Es ist einer der größten und langwierigsten Feuerwehreinsätze der vergangenen Jahre in der Region, die 80 Fässer mit Rattengift zu bergen. Davon träumt keiner der Männer, auch nicht Einsatzleiter Martin Willing. Mit einem Radlader des Technischen Hilfswerkes werden die beschädigten Fässer und das Granulat in eine Mulde gekippt und dick mit Sand abgedeckt, um ein Ausgasen und den Kontakt zu Wasser zu minimieren.

Am Samstag um 17 Uhr schließlich sind alle Fässer mit der giftigen Substanz von der Unfallstelle verschwunden. Sie werden auf der Deponie Königsbühl in Göttingen-Weende zwischengelagert.

Dann schlägt die Stunde für Bernd Rathmann und seine Mannen. Sie bergen den Lastzug, der noch dekontaminiert wird. Erst dann, bei der Kontrolle der Fahrbahn durch die Experten der Göttinger Autobahnmeisterei wird klar, wie stark der hier verbaute und empfindliche Flüsterasphalt zerstört ist. „2000 Quadratmeter müssen erneuert werden“, sagt Polizeisprecher Joachim Lüther. Das heißt: Die A 7 muss bis mindestens Sonntagabend gesperrt werden, weil das neue Asphaltmaterial zwölf Stunden aushärten muss. Am Ende läuft alles glatt: Sonntagabend gibt die Polizei nicht ohne Stolz bekannt: Ab 16.15 Uhr kann der Verkehr wieder in beiden Richtungen rollen. Die Staus – bis zu zwei Kilometer Länge und auf einigen Straßen der Innenstadt – können sich verflüchtigen.

Göttingens Landrat Bernhard Reuter lobt öffentlich den Einsatz aller Beteiligten und deren Zusammenspiel.

Von Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel aus Göttingen kommen ebenfalls anerkennende Worte. Wenzel erinnert auch an das schlimmste Unglück im Unglück: den Tod des 25-jährigen Autofahrers aus dem Eichsfeld. Es wird ein schlimmes Weihnachtsfest für die Angehörigen und Freunde. Der Schmerz wird bleiben, die Spuren auf der A 7 aber werden verschwinden.

Von Stefan Rampfel und Thomas Kopietz

Lesen Sie auch den Kommentar: Müssen Giftstoffe mit dem Lastwagen transportiert werden?

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