Kritik an Verwaltung und „Lebensquartier Nonnenstieg“

Göttingen. Das am Montag der Öffentlichkeit vorgestellte Wohnprojekt "Lebensquartier Nonnenstieg" der EBR Projektentwicklungs GmbH stößt nicht nur bei einigen Anwohnern auf Kritik.
Das Konzept stehe für eine einseitige und somit falsche Ausrichtung der Stadtbaupolitik, sagt die Sprecherin des Vereins Stadt und Planung Göttingen, Dr. Anja Schönfeldt.
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In dem Bereich des Ostviertels sei das Projekt mit 170 Wohnungen fehl am Platz – dort würden stattdessen qualifizierte Arbeitsplätze benötigt, wie sie das in Konkurs gegangene Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF) Jahrzehnte geboten hat. Die Ansiedlung von wissenschaftlichen Einrichtungen müsse weiter im Vordergrund vor „gehobenem Wohnen“ stehen. Schließlich sei im städtebaulichen Leitbild das Ziel einer stärkeren Durchmischung von Wohnen, Arbeiten, Bildung und Versorgung klar formuliert.
„Für Investoren aber sind heute Wohnungen rentabler.“ Die Stadtverwaltung räume nun eilfertig alle Hindernisse für die Investoren aus dem Weg, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. „Die Verwaltung versteht sich offenbar eher als Dienstleister für renditesuchende Investoren denn als Vertreterin der öffentlichen Interessen.“
Bilder: Lebensquartier Nonnenstieg
Wenn Wohnungen entstünden, müssten es vor allem günstige Familienwohnungen sein. „Mit dem in den Himmel gelobten Projekt wird aber eine einseitige Nutzungs- und Sozialstruktur gefördert.“
Stadt-Bauzernent Thomas Dienberg hatte bei der Präsentation begründet, dass stadtnah die Möglichkeiten für den dringend nötigen Wohnungsbau beschränkt seien. Das IWF-Gelände aber sei von der Lage ideal. „Wir wollen Wohnraum innerstädtisch schaffen.“ Wie besorgte Anwohner bei der Konzeptvorstellung, so warnt auch Dr. Anja Schönfeldt vor einer Zunahme des Straßenverkehrs bei einem Bau des Lebensquartiers. Für den Verein heißt das: Die Stadt muss vor einem Entscheid neue Vorschläge ausarbeiten, die den Zielen des städtebaulichen Leitbilds entsprechen. (tko)