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4. Friedländer Gespräche: Experten loben Konzept des Museums im Durchgangslager

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Von: Per Schröter

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Museum Friedland im Bahnhof des Grenzdurchgangslagers: Besucher erhalten hier auch einen Blick auf die Geschichte des Ortes Friedland. Die Macher wollen das Museumsangebot stets überprüfen und verbessern. Foto: Schröter
Museum Friedland im Bahnhof des Grenzdurchgangslagers: Besucher erhalten hier auch einen Blick auf die Geschichte des Ortes Friedland. Die Macher wollen das Museumsangebot stets überprüfen und verbessern. © Schröter

Friedland. Genau sechs Monate nach Eröffnung des Museums Friedland haben Experten im Rahmen der 4. Friedländer Gespräche einen kritische Blick darauf geworfen. Das Konzept erhält viel Lob. Die Veranstalter aber wollen es stets auf die Probe stellen.

„Ich sehe uns auf einem sehr guten Weg“, sagt Dr. Joachim Baur, Kurator des unweit vom Grenzdurchgangslager Friedland gelegenen Museums, das sich in einer Dauerausstellung und mit Führungen durch das Lager mit der Geschichte von Flucht und Migration beschäftigt.

Das einzigartige Konzept der Zusammenarbeit mit Geflüchteten im Grenzdurchgangslager komme bei den Besuchern gut an und biete einen einmaligen Einblick in die Thematik. „Während der zweitägigen Tagung haben wir viel Zuspruch erhalten für unsere Dauerausstellung sowie die Art und Weise, wie wir diesen historisch so bedeutsamen Ort bespielen“, freut sich Baur.

Der Kurator betont jedoch auch, dass wir man nicht einfach nur zufrieden sei und sich zurücklehne. „Im Museum Friedland werden wir auch in Zukunft kontinuierlich über uns nachdenken und versuchen, uns

Kuroator im Museum Friedland: Joachim Baur. Foto: Schröter
Kuroator im Museum Friedland: Joachim Baur. © Schröter

weiterzuentwickeln und uns zu verbessern“, so Baur. Besonders im Bereich der Bildung und Vermittlung etwa bei der Betreuung von Schulklassen gebe es noch akuten Handlungsbedarf. „Da befinden wir uns noch in der Aufbauphase“, so der Kurator.

Gleichermaßen Lob und Kritik gibt es von Migrationsforscherin Prof. Sabine Hess von der Universität Göttingen. „Vor dem Hintergrund der Herausforderung eines historisch derart aufgeladenen Ortes ist hier eine sehr gelungene Dauerausstellung aufgebaut worden, in der die heutige Situation jedoch eindeutig zu kurz kommt“, sagte Hess.

Die Ausstellung biete einen „guten Blick“ auf die Geschichte dieses Ortes. „Ich selbst habe hier viel gelernt über das Grenzdurchgangslager Friedland, aber auch über die Abgründe, die es im Laufe der Zeit immer wieder dort gab."

Kritischer steht Hess zu den Führungen durch das Lager. „Das derzeitige Konzept mit vielen individuellen Perspektiven durch verschiedene Guides geht so nicht auf.“ Besucher bekämen entweder die Geschichte eines Flüchtlings oder die eines Dorfbewohners erzählt. „Das ist zu einseitig“, meint die Professorin. „Schließlich wird wohl niemand mehrere Führungen hintereinander mitmachen.“ Insgesamt sieht Hess für das Museum Friedland eine Riesenchance. „Denn es gibt ja nicht viele Museen, die sich in unmittelbarer Nähe zu einem Grenzdurchgangslager befinden.“ 

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