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Friedland-Museum öffnet mit Ausstellung zur Migration

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Von: Thomas Kopietz

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Migrationsmuseen gibt es in Bremerhaven, Hamburg und Köln – ab Freitag auch am wohl geschichtsträchtigsten Einwanderer-Ort Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg: in Friedland bei Göttingen.

Dort wurde in den vergangenen Jahren der Bahnhof, an dem seit der Eröffnung am 20. September 1945 mehr als vier Millionen Kriegsheimkehrer, Migranten mit deutschem Hintergrund und Asylsuchende angekommen sind, zu einem modernen Dokumentationszentrum umgebaut – für etwa 20 Millionen Euro. Das Geld kommt je zur Hälfte vom Bund und vom Land Niedersachsen, das die Federführung bei dem Projekt hatte.

www.museum-friedland.de

Das Herzstück des Museums ist fast fertig. In diesen Tagen wird letzte Hand an der Schau „Flucht und Migration“ angelegt, bevor sie am Freitag eröffnet wird. Später sollen auf dem Lagergelände noch ein Besucher- und Forschungszentrum sowie eine internationale Jugendbegegnungsstätte entstehen. Ein Museumspfad soll alle Museumsteile miteinander verbinden.

Berühmte Fotos

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Alt trifft Neu: Im alten Bahnhof ist das neue Museum Friedland entstanden. Bund und Land investieren 20 Millionen Euro in das Projekt. Das Herzstück ist die Dauerausstellung im Bahnhof.

Die Dauerausstellung „Abschied – Ankunft – Neubeginn“ dokumentiert nun die 70-jährige Historie des Grenzdurchgangslagers und die menschlichen Schicksale. Zu sehen sind viele Fotos – darunter berühmte, wie jenes aus dem Jahr 1955: Busse bahnen sich einen Weg durch Menschenmassen. An Bord: die letzten Spätheimkehrer aus russischer Gefangenschaft, die zunächst am Bahnhof Herleshausen ankamen, von dort ins Lager Friedland – dem Tor zur Freiheit – gefahren wurden. Oder das Foto mit Kanzler Adenauer, der die Soldaten in Russland freiverhandelt hatte, beim Besuch in Friedland. Bilder, die auch politisch genutzt wurden, wie Kurator Joachim Baur sagt.

Zu sehen sind aber auch viele Fotos, die den Lageralltag zeigen, die dokumentieren, welch enorme Leistung die Mitarbeiter damals vollbrachten, als es keine Computer gab und sie mit Hilfe von Karteikästen allein in den ersten Jahren mehr als eine Million Ankommende weiterleiteten.

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Begrüßung von Heimkehrern: Das Foto oben zeigt ankommende Busse in Friedland.

Heute gibt es High-Tech: Touch-Screen-Monitore, Hörstationen, Video-Einspielungen, all das gehört zu einem modernen Museum – auch in Friedland. So sind in der Ausstellung bewegte Bilder zu sehen, bewegende Szenen und Berichte auch von Zeitzeugen. Der Gang durch das Museum Friedland wird für Besucher so zum Gang durch die deutsche Nachkriegsgeschichte.

Eine erste Möglichkeit dazu gibt es bei einem Bürgerfest am Wochenende. Dann werden die Besucher auch die Menschen sehen, die jetzt im Lager Friedland leben und darauf warten, einen sicheren Wohnort in Frieden zu finden. Auch das ist – hochaktuelle – deutsche Geschichte.

Historie und Gegenwart

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Bundespräsident Theodor Heuss (rechts) 1955 mit rückkehrenden Soldaten.

Einige der Kriegsflüchtlinge aus Syrien oder Afghanistan werden das Museum besuchen und sehen, mit welchen wenigen persönlichen Gegenständen die Menschen früher hier ankamen: Ein Stofftier ist in einer Glasvitrine ausgestellt. Ein Kind hatte es 1945 auf der Flucht im Arm. Kinder aus Syrien oder Afghanistan tragen auch heute Stofftiere im Arm, wenn sie aus dem Bus steigen, im Grenzdurchgangslager Friedland, wo Historie und Gegenwart verschmelzen. Im neuen Museum ist das nicht anders.

Hintergrund: Bürgerfest am Wochenende

Das Museum wird am Samstag 19. und Sonntag, 20. März der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Bürgerfest mit Führungen beginnt jeweils um 11 Uhr.

Regulär geöffnet ist das Museum ab kommender Woche mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Eintritt: fünf Euro, ermäßigt drei Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren kostenlos.

Einmal täglich gibt es Führungen über das Lagergelände – Aufpreis drei Euro.

Mehr zum Thema lesen Sie am Mittwoch in der gedruckten Zeitung und im ePaper.

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