Besetztes Haus soll Zentrum gegen Rassismus bleiben

Göttingen. Das besetzte Haus in der Oberen Masch 10 in Göttingen, OM10, soll dauerhaft ein Zentrum gegen Rassismus bleiben.
Das kündigte Aktivistin Beate Schäfer am Sonntag bei einem Neujahrsempfang vor zahlreichen Unterstützern und Sympathisanten an.
Gleichzeitig prangern die Aktivisten mit der Herrichtung des ehemaligen DGB-Hauses für Geflüchtete „die unverantwortliche Wohnungspolitik der Stadt Göttingen“ an. Es stimme nicht, wenn Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler behaupte, es gebe keine Alternative zu Massenunterkünften, sagte Schäfer. Leider würden Bewohner von Schreibtischtätern unter Druck gesetzt, wenn sie im Haus OM10 ein Bleibe gefunden hätten, anstatt in eine überfüllte Massenunterkunft zu ziehen.
Das Haus in der Oberen Masch, das seit Jahren leerstand, ist seit Anfang November besetzt. Derzeit leben dort sechs Geflüchtete aus dem Irak, aus Syrien und Pakistan sowie zehn Aktivisten. Ein junger Flüchtling aus Syrien bedankte sich unter dem Beifall der Anwesenden für die Unterkunft und die Hilfe, die er hier erhalten habe.
50 bis 60 Aktivisten betreuen die Geflüchteten, holen Gestrandete nachts vom Bahnhof ab und sorgen mit Geld- und Sachspenden sowie Arbeitseinsätzen für die Renovierung des Hauses. Drei Wohnungen sind belegt, zwei weitere bezugsfertig. Drei Küchen wurden eingebaut, zwei folgen noch. Nach zwei reparierten Duschen werden noch zwei weitere eingebaut. Insgesamt könnten mindestens 25 Personen in den Gebäude untergebracht werden.
Deutschkurse an vier Nachmittagen in der Woche werden nach der Weihnachtspause fortgesetzt. Geplant sind regelmäßige Kaffeenachmittage, um den Austausch unter Geflüchteten auch aus anderen Unterkünften zu fördern.
Der DGB als Eigentümer habe bisher nur mitgeteilt, dass er weiterhin sozialen Wohnraum an der Oberen Masch schaffen wollen. „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass ein Bautrupp anrückt“, warnte Schäfer. Ansonsten hätten sich weder der DGB noch die Stadt für das Haus interessiert und erst recht keine Hilfe angeboten. Die brauche man auch nicht: „Ohne eure Solidarität, eure Geld- und Sachspenden gebe es uns nicht in diesem Haus“, rief Schäfer den Unterstützern zu: „Wir haben viel Zeit und Geld in dieses Haus gesteckt, das jahrelang leer stand. Es gehört nicht mehr dem DGB, sondern uns allen.“