Göttinger planen afghanische Surf-Meisterschaften

Göttingen. Das ist eine verrückte Geschichte: Die beiden Göttinger Afridun Amu und Jonas Brunnert wollen die erste afghanische Meisterschaft im Wellenreiten ausrichten – in Portugal.
Amu und Brunnert haben den afghanischen Surfverband (WRAA – Wave Riders Association of Afghanistan) gegründet. Der Verband ist offiziell von der afghanischen Regierung, und vom Internationalen Surfverband (ISA) anerkannt. Im Mai möchte WRAA in Portugal die erste offizielle afghanische Meisterschaft im Wellenreiten ausrichten.
Afghanistan hat keinen Zugang zum Meer. Aus diesem Grund ist es nicht möglich die Meisterschaft in dem Land auszurichten. Auch der deutsche Surfverband richtet seine Meisterschaften in Frankreich aus.
Doch den Initiatoren fehlt für ihr außergewöhnliches Vorhaben noch Geld. Deshalb sammeln Amu und Brunnert auf der Crowdfunding Plattform Indiegogo im Internet Spendengeld. Spender bekommen im Gegenzug afghanische Drachen, Mützen oder Surfausrüstungsteile.
Sollte die afghanische Surfmeisterschaft zustande kommen, werden die Gewinner im Anschluss zu den ISA Weltmeisterschaften nach Nicaragua reisen. Falls der gewünschte Betrag von 11.000 Dollar zusammenkommt, wollen die beiden Initiatoren bis zu fünf Teilnahmen an der Meisterschaft inklusive Flug und Unterkunft unterstützen, „um es möglichst vielen Afghanen zu ermöglichen, den Surfsport kennen zu lernen.“

Und die Spendenaktion läuft gut an: „Wir haben in der ersten Woche schon fast 2500 Euro eingesammelt“, freut sich Amu. Aber benötigt werden mindestens 10.000 Euro, um die Meisterschaft und die anschließende Teilnahme an den Weltmeisterschaften finanzieren zu können. „Wir hoffen, dass die Menschen unser Projekt ebenso überzeugt wie uns selbst. Jede kleine Spende hilft“, sagt Afridun Amu.
Organisatorisch hingegen ist man schon weit: Die Meisterschaft soll im Ericeira nahe Portugals Hauptstadt Lissabon statt finden. „Der örtliche Surfclub hat auch schon die österreichische Meisterschaft erfolgreich mitorganisiert und freut sich darauf, uns zu unterstützen“, sagt Jonas Brunnert. Unterbringungsmöglichkeiten und eine Jury zur Bewertung der Teilnehmer stünden laut Brunnert bereit.
Mit der Meisterschaft wollen die beiden „der Außenwelt ein anderes Bild von Afghanistan zu zeigen als die negativen Schlagzeilen, die man gewohnt ist“.
Afridun Amu ist als politischer Flüchtling mit fünf Jahren nach Göttingen gekommen. Er hat Jura und Kulturwissenschaften in Berlin und Sydney studiert.
Jonas Brunnert ist in Göttingen geboren, hat Medienproduktion, Kulturwissenschaften in Berlin und Design Thinking in Potsdam studiert. Nach dem Zivildienst sind die beiden für ein Jahr nach Australien und Neuseeland gegangen, haben dort gearbeitet und waren oft zusammen surfen. (tko/jvp)