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Hochschul-Senat zieht Empfehlung für Präsidentin Dienel zurück

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Von: Bernd Schlegel

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Prof. Dr. Christiane Dienel: Die Amtszeit der HAWK-Präsidentin läuft Ende des Jahres aus. Der Senat hat seine Empfehlung zur Wiedererennung zurückgezogen. Foto: dpa
Prof. Dr. Christiane Dienel: Die Amtszeit der HAWK-Präsidentin läuft Ende des Jahres aus. Der Senat hat seine Empfehlung zur Wiedererennung zurückgezogen. © dpa

Göttingen/Hildesheim. Der Senat der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) hat seine Empfehlung für eine zweite Amtszeit seiner Präsidentin Prof. Dr. Christiane Dienel am Mittwoch zurückgezogen.

Die aktuelle Amtszeit der Präsidentin läuft zum Jahreswechsel aus.

Querelen um Seminar

Hintergrund für den Schritt des Gremiums der Hochschule, die auch Standorte in Göttingen und Holzminden hat, sind Querelen um ein Seminar an der Fakultät Soziale Arbeit in Hildesheim. Es war unter anderem vom Zentralrat der Juden als antisemitisch kritisiert worden. Vor einiger Zeit war dieses Seminar abgesetzt worden. Außerdem trat nach Kritik die Dekanin des Fachbereichs Soziale Arbeit, Prof. Christa Paulini, zurück. Sie war für das umstrittene Doppelseminar offenbar verantwortlich, gegen das der Zentralrat der Juden und andere Organisationen Einspruch erhoben hatten, da es einseitig gegen Israel ausgerichtet gewesen sei.

Krisenmanagement

In seiner Pressemitteilung macht der Senat nun deutlich, dass er den Eindruck gewonnen habe, dass das Krisenmanagement der Präsidentin in Folge der Antisemitismusvorwürfe der Hochschule schadet. „Der Senat ist weiter der Überzeugung, dass die dadurch entstandenen Verwerfungen nicht mehr von der amtierenden Präsidentin behoben werden können“, heißt in der Mitteilung. Deshalb ziehe der Senat seine Empfehlung an das Wissenschaftsministerium zur Wiederernennung von Mitte Mai zurück.

Überprüfung

Derzeit werden die Inhalte des umstrittenen Seminars von einem Berliner Institut überprüft. „Der Senat wird die inhaltliche Bewertung des noch ausstehenden Berliner Gutachtens zur Frage des Antisemitismus der betreffenden Veranstaltung aufnehmen. Er geht jedoch bereits jetzt davon aus, dass in dieser Veranstaltung wissenschaftliche Standards nicht eingehalten wurden. Der Senat wird in der folgenden Sitzung über weitere Schritte beschließen“, heißt es in der Pressemitteilung des Senats abschließend.

Ethik-Kommission

Unterdessen hat sich Prof. Dr. Dienel selbst zu der Entscheidung des Senats geäußert. Sie berichtet über ihren Umgang mit der Antisemitismus-Kritik an dem Seminar: „Als die Angelegenheit mit der erneuten Anfrage des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Übersendung des Gutachten der Amadeu-Antonio-Stiftung eine Dimension erreichte, von der ich der Überzeugung war, dass sie nicht mehr von einer Präsidentin allein gehandhabt werden sollte, habe ich die Angelegenheit der Ethik-Kommission unserer Hochschule vorgelegt.“

Schritte abgestimmt

Die Kommission habe ohne Gegenstimmen und Enthaltungen und auch ohne jedes Wort der Kritik am Umfang der hierzu zur Verfügung stehenden Informationen die Weiterführung des Seminars vorbehaltlos befürwortet. „Dies, obwohl die Fakultät vorher zugestimmt hatte, bei einem anderen Votum der Ethik-Kommission das Seminar zu stoppen“, stellt Dienel fest. „Ich habe alle diese Schritte mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur abgestimmt; sie wurden durch Schreiben der Ministerin dem Zentralrat der Juden in Deutschland mitgeteilt“, macht Dienel deutlich.

Dienstpflichten

Zu keinem Zeitpunkt seit Sommer 2015 habe das Ministerium im Rahmen seiner Rechtsaufsicht einen anderen Umgang der Hochschule mit dem Seminar gefordert, so Dienel. „Erst als die Medien die Diskussion um das Seminar aufgegriffen haben, hat das Ministerium im August 2016 ein zweites Gutachten zu den Seminarinhalten im Kontext des Moduls und der didaktischen Konzeption beauftragt. Eine Verletzung meiner Dienstpflichten kann ich an keiner Stelle erkennen“, sagt Dienel.

Erfolge

In ihrer Reaktion verweist Dienel zudem auf ihre Erfolge als Präsidentin: Dazu gehört aus ihrer Sicht die Einrichtung des Gesundheitscampus in Göttingen. Gleichzeitig wünscht sie allen, „die zukünftig Verantwortung für die Hochschule übernehmen, gutes Gelingen“.

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