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Nach dem Bomben-Unglück von Göttingen: Plötzlich herrschte Totenstille

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Göttingen. Unter Schock: Anwohner des Blümchenviertels berichten, wie sie den Abend der Bombenexplosion erlebten. Entsetzen und Verunsicherung waren am Mittwoch groß in Göttingen - am Tag nach der Explosion.

Vor allem im nur wenige hundert Meter vom Schützenplatz entfernt gelegenen „Blümchenviertel“ rund um die Pfalz-Grona-Breite stand den Menschen der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben. Die Stadtverwaltung hatte unter anderem dieses Quartier in einer großangelegten Aktion vor der geplanten Entschärfung der Zehn-Zentner-Bombe am Abend evakuieren lassen.

„Musste mich übergeben“ „Ich habe den Abend mit vielen anderen Evakuierten in der Heinrich-Heine-Schule verbracht“, erzählt Nadine Schneemann. „Als die Nachricht von der Detonation die Runde machte, herrschte plötzlich Totenstille.“ Alle hätten sich fassungslos angesehen. „Eigentlich wollte ich zuhause bleiben“, sagt die 22-Jährige. Nun sei sie aber doch froh, der Aufforderung zum Verlassen der Wohnung gefolgt zu sein. „Momentan fühle ich mich hier sehr unsicher“, so Schneemann.

Um den Schützenplatz werde sie in Zukunft einen großen Bogen machen. „Die ganze Sache hat mich so sehr bewegt, dass ich gestern Nacht richtig krank war und mich übergeben musste“, berichtete Sieglinde Schilke, die den Abend bei ihrer Schwester auf dem Holtenser Berg verbracht und dort von dem Unglück erfahren hatte. Auch für sie sei es jetzt „ein ganz anderes und sehr ungutes Gefühl, hier zu wohnen“.

Unter Schock: Anwohner berichten, wie sie die Explosion erlebten
Unter Schock: Anwohner berichten, wie sie die Explosion erlebten © dpa

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Für Schilkes Mutter Hilde Theune, die aus Ostpreußen stammt und den Krieg noch hautnah miterlebt hatte, war das Erlebnis „sehr erschütternd“ und habe schlimme Erinnerungen an die damalige Zeit geweckt. „Es ist schrecklich für die Opfer und deren Angehörige“, meinte Otto Funk, der den Abend ebenfalls bei Bekannten verbracht hatte. Angst um sein Hab und Gut habe der 64-Jährige nicht gehabt. „Unser Haus liegt einfach zu weit weg“, ist er sich sicher, dass dort auch bei eventuellen künftigen Unglücken dieser Art nichts passieren würde. Ihrem Ärger freien Lauf ließ Claudia Karkossa.

„Es ist eine Frechheit, dass die Stadt Göttingen seinerzeit den Schützenplatz einfach zugeschüttet hat“, schimpft sie. Nicht erst seit Dienstagabend habe sie das Gefühl, auf einem Pulverfass zu wohnen. Die Explosion hatte sie bei Bekannten im Innenstadtbereich deutlich gespürt. „Da hat das ganze Haus gewackelt“, sagt die 43-Jährige, die „total erschrocken“ gewesen sei und die „immer noch unter Schock“ stehe.

Von Per Schröter

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