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Hollywood der Lehre: Göttinger Film-Raritäten im Netz

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Professor Konrad Lorenz: Filme des Nobelpreisträgers werden jetzt zugänglich gemacht. Foto: dpa
Professor Konrad Lorenz: Filme des Nobelpreisträgers werden jetzt zugänglich gemacht. Foto: dpa

Göttingen. „Hollywood der Lehre“ - so nannte man einst das Göttinger Institut für den wissenschaftlichen Film (IWF). Ende 2010 musste das Institut nach 54 Jahren den Betrieb einstellen, weil Bund und Länder die Einrichtung nicht länger fördern wollten. Jetzt gibt es viele der Filme des Instituts im Internet.

Die Schließung hatte zur Folge, dass eine der weltweit größten Sammlungen an wissenschaftlichen Filmen nur noch in den Archiven schlummerte. Inzwischen ist das Material wieder zugänglich: Die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover hat vor rund zweieinhalb Jahren die etwa 11 000 Filme aus dem IWF-Erbe übernommen und stellt seitdem nach und nach immer mehr Produktionen im Internet zum Download bereit - darunter auch Filme von weltberühmten Forschern wie Konrad Lorenz und Otto Hahn.

Wissenschaftsinteressierte können sich jetzt am heimischen Computer legendäre Klassiker wie die „Ethologie der Graugans“ von Konrad Lorenz anschauen oder einen Vortrag von Otto Hahn zur Geschichte der Uranspaltung anhören. Man kann aber auch einen Einblick in die „Physik des Freihandfahrens mit einem Fahrrad“ gewinnen oder sich über die Fortpflanzung der Kieselalge informieren. Für Wissenschaftshistoriker ist die Sammlung eine wahre Schatzkiste.

Manche der Filme sind über 100 Jahre alt. Der älteste Film stammt aus dem Jahr 1911, er zeigt Szenen aus dem Leben der Taulipang, einem Volksstamm in Guayana.

Die TIB hatte die Bestände Ende 2012 übertragen bekommen. Man habe mit dem damals geschlossenen Vertrag sicherstellen wollen, dass die Medien auch in Zukunft der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, sagte die Sprecherin des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, Maren Kautenburger. Seitdem ist die Bibliothek in Hannover damit beschäftigt, die Medien zu erfassen und verfügbar zu machen.

Erheblicher Aufwand

Dies ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden, weil bei den meisten Filmen zunächst die Urheberrechte geklärt werden müssen. Die Experten der Bibliothek müssen erst die jeweiligen Autoren ausfindig machen, um dann eine Vereinbarung über die Nutzungsrechte abschließen zu können. Erst wenn die Rechtslage geklärt ist, können die Mitarbeiter die Filme im Audio-Video Portal (AV-Portal) der Bibliothek zur Ansicht und zum Download bereitstellen. (pid)

Kontakt: Technische Informationsbibliothek, Welfengarten 1b, 30167 Hannover, Tel. 0511/7622268, E-Mail: auskunft@tib.uni-hannover.de www.tib-uni.hannover.de www.filmarchives-online.de

Hintergrund: Ein Teil der Bestände gibt es nur auf Film oder Magnettonbändern

Ein Teil der Bestände aus Göttingen liegt nur in analoger Form vor, sagt Margret Plank, Leiterin des TIB-Kompetenzzentrums für nichttextuelle Materialien. Um auch diese Filme zugänglich zu machen, hat die Bibliothek einen Spezialtisch angeschafft.

Interessenten können hier nach entsprechender Terminabsprache die 15-mm- und 35-mm-Filmkopien sowie Magnettonbänder sichten. Es besteht auch die Möglichkeit, analoge Materialien auf eigene Kosten digitalisieren zu lassen.

Nach wie vor gebe es ein großes Interesse an den Filmen, sagt Plank. Die meisten Anfragen kommen von Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen. Auch Museen und Fernsehanstalten verwenden gerne IWF-Filme für Ausstellungen oder TV-Produktionen. „Die ersten, die bei uns angefragt haben, waren die Imker“, berichtet die Medienwissenschaftlerin. Mehrere Filme beschäftigen sich mit Imkerei-Themen wie der Aufzucht von Bienenköniginnen oder der Selektion der Honigbiene.

Auch viele andere naturwissenschaftliche Filme bleiben weiter aktuell, zum Beispiel solche, in denen bestimmte physikalische Experimente gezeigt werden. Auch für Medienwissenschaftler seien die Filme eine Fundgrube, meint Plank. Diese können beispielsweise untersuchen, wie sich die Techniken bei der Herstellung von Animationen gewandelt haben.

Von Heidi Niemann

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