Kommentar zum Lebensquartier am Nonnenstieg
Göttingen. Fünf Minuten per Bus und Rad in die Innenstadt, sieben Minuten mit dem Auto zur A7: die Grundstücke am oberen Nonnenstieg in Göttingen sind Filetstücke. Ein Kommentar.
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Die Anwohner rund um den Nonnenstieg sind verunsichert und sie fühlen sich, wenn es um die Planungen um das ehemalige Gelände des Institutes für den Wissenschaftlichen Film geht, momentan wie im falschen Film. Da wird ihnen ein im Architektenwettbewerb siegreiches Projekt präsentiert, das direkt vor ihrer Nase aus dem Boden wachsen könnte – es gibt realistische Computeranimationen und Modelle. Die machen Angst und erzeugen bei manchen gar Gefühle der Wut. Es ist letztlich die Angst davor, überrollt zu werden von Politik und Planern, Baufirmen und Investoren. Soll heißen: Die Bedenken und Kritikpunkte gegenüber zu großen Gebäuden, mehr Verkehr und dem Gesichtsverlust des Gebietes sind verständlich. Aber noch gibt es keinen Bebauungsplan, dafür gibt es Einspruchsfristen und ausstehende politische Beschlüsse, somit die Chance zur Veränderung der Pläne.
Gleichwohl werden die Planer versuchen, den vorhandenen, teuren Baugrund so effektiv zu nutzen, dass es sich finanziell lohnt. Sprich: Ein Geschoss mehr pro Haus macht das Großprojekt ungleich rentabler. Für die Anwohner aber ist ein Geschoss weniger ein Mehr an Lebensqualität. Ungewissheit herrscht auch darüber, wie lange am Nonnenstieg lautstark gebaut werden wird – den Zeitplan bestimmt nämlich die Nachfrage. Die ist zwar üblicherweise in dieser tollen Wohnlage vorhanden, aber der Preis macht es letztendlich auch hier – zumal ein Lebensquartier für Jung und Alt entstehen soll. Die Bedenkenträger in der Nachbarschaft sollten aber auch berücksichtigen: 170 Wohnungen am Nonnenstieg würden helfen, den einzigen Einkaufsmarkt, die Hölty-Grundschule, das Theodor-Heuss-Gymnasium und die Kindergärten in ihrem Bestand zu sichern.
tko@hna.de