Pilotprojekt: Aus einem alten Parkhaus wird zum Teil eine Freizeitfläche

Göttingen. Ein Umbau der besonderen Art findet in einem Wohngebiet im Göttinger Stadtteil Grone statt. Dabei wird das obere Parkdeck eines in die Jahre gekommenen Parkhauses in der St. Heinrich-Straße/Ecke Fröbelstraße für die Mieter als öffentlicher Platz zugänglich gemacht und dem Quartier sowie dem dahinter liegenden Park mit Teichanlage optisch angepasst.
Als Verwaltung des „Wohnquartiers Grone Nord“ stand die Berlinovo Immobilien Gesellschaft mit Sitz in Berlin bereits vor zwei Jahren mit der Eigentümerin vor der Frage: Soll das sanierungsbedürftige Parkhaus, dessen oberes Parkdeck wegen Undichtigkeit seit Jahren gesperrt ist, komplett oder in Teilen abgerissen werden? Soll es umgebaut und weiter genutzt werden?
„Da hier in jedem Fall auch künftig 30 überdachte Parkplätze angeboten werden sollten, wäre ein Abriss des Parkhauses ganz bitter gewesen“, sagt der mit den Umbauplanungen beauftragte Architekt Fabian Lippert. In diesem Fall hätte man eine Garagenanlage bauen müssen, welche die Höhe des jetzigen Parkhauses überschreiten würde. Und damit wäre dann sowohl Blick als auch Zugang zur dahinter liegenden Parkanlage komplett verbaut gewesen.
„Uns kam die Idee, auf dem Parkdeck einen Aufenthaltsraum zu schaffen, der in diesem Wohnquartier ohnehin bislang gefehlt hat“, so Lippert. Dies sei zwar beim Bau der Siedlung in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts genau so gewollt gewesen, entspreche jedoch nicht mehr den zeitgemäßen Vorstellungen vom Wohnen. „Vor allem nicht dem familienfreundlichem Wohnen.“
Die Planungen sehen nun vor, die untere Parkebene mit ihren 44 Stellplätzen zu erhalten. Auf dem Parkdeck jedoch soll die massive Brüstung abgerissen und durch große, umlaufende Treppen ein Zugang zu der nur 1,70 hohen und rund 900 Quadratmeter großen Fläche geschaffen werden. „Damit wird auch der Blick zum grünen Hof freigelegt“, erklärt Fabian Lippert. Auf der neu geschaffen Begegnungsfläche sollen diverse Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Sitz- und Spielgelegenheiten entstehen.
Der gesamte Platz soll mit einem gummiartigen Belag ausgestattet werden. Und als Clou wird Künstlerin Ina Geißler ein Bodenbild in Form eines Buchstabenrätsels schaffen, das durch Abgehen von farbigen Tartanbahnen zu lösen ist. Es besteht aus den Buchstaben des Ortsnamens Grone, was nur aus der Vogelperspektive zu erkennen ist.
„Ziel der Maßnahme ist es, dieses Wohnquartier aufzuwerten und vor allem für junge Familien interessanter zu machen“, betont Fabian Lippert. Die Fertigstellung des Umbaus soll im Frühjahr kommenden Jahres erfolgen.
Für das Projekt stark gemacht hat sich auch das Unternehmen Lafrentz-Bau (Hannover) und Dipl. Ingenieur Michael Herres aus Göttingen.
Von Per Schröter