Bürgerbühne im Deutschen Theater: 19 spielen die Rolle ihres Lebens

Göttingen. Für manche der Schauspieler ist es ein Riesen Erlebnis: Am Samstag, 16. März, werden 19 Akteure im Großen Haus des Deutschen Theaters ab 19.45 Uhr auf der Bühne stehen und eigentlich nichts anderes tun als sich und die (Lieblings-)Rolle ihres Lebens zu spielen.
Derweil arbeiten sie noch mit hohem Einsatz an der Aufführung von „Sie hören von uns!“
„Ich habe so Herzklopfen!“, rufen sie im Chor. Was könnte die Gefühle jedes einzelnen der 19 Laiendarsteller besser beschreiben? Sie sind natürlich aufgeregt vor ihrem großen Auftritt am Samstag. Im kleinen Proberaum in den Katakomben des DT ist davon aber nichts zu spüren. Hier arbeiten sie seit Wochen hart, viele Stunden haben sie seit November an den Wochenenden abgespult – alles ganz aus freien Stücken, ohne Gage.
„Das ist Hobby“, sagt Nicola Bongard vom DT, die die dramaturgische Leitung des Projektes hat. Aufmerksam und meist mit einem zufriedenen Lächeln beobachtet Bongard, wie die Akteure den Sprechchor einstudieren. Manchmal hakt sie ein, unterbricht den leidenschaftlich arbeitenden Martin Thamm, der das Stück inszeniert und bereits ausgiebig Erfahrungen mit Laiendarstellern gesammelt hat.
„Es ist natürlich etwas Besonderes“, sagt Nicola Bongard. „Es ist auch Rock´n Roll!“ Soll heißen, alles läuft spontaner, ungeschliffener, auch entgegen üblichen Theaterpraktiken ab. Geprobt wird im kleinen Proberaum. Eine Generalprobe gibt es nicht. Oder doch: Sie findet auch am Samstag, dem Tag der Premiere statt. Anders lässt es der Zeitplan nicht zu. „Unglaublich“, sagt Bongard lächelnd.
Unglaublich ist auch der Einsatz, den die Laiendarsteller – sie sind 13 bis 78 Jahre alt – zeigen. Sie haben sich freiwillig gemeldet und sind mit unterschiedlichen Vorerfahrungen in die Arbeit eingestiegen. Manche haben Bühnenerfahrung, für andere ist die Schauspielerei Neuland. Ulrike Noack macht mit, weil sie die Musik und Schauspielerei liebt, und schon früher Freunde sagten, sie müsste auf die Bühne. Für junge Akteure ist es der Anschluss an Theaterprojekte.
Einige waren schon beim viel gelobten DT-Projekt „No Go Lab“ 2012 dabei. „Dort entstand die Idee für das Stück“, sagt Bongard. Gaby Albrecht zählt zu den Lab-Akteuren, hat auch schon das DT-3-Generationen-Projekt mitgemacht. Keine Frage, dass sie nun wieder Darstellerin ist.
Nun also stehen sie da und sprechen im Chor: „Selbstüberwindung!“ Auch dieses Wort kommt nicht von ungefähr, denn sie spielen sich selbst, sprechen über ihr Leben und die Träume. Realität und Fiktion verschwimmen.
Ein Casting gab es nicht: Alle dürfen mitmachen, die Rolle ihres Lebens spielen und freundlich aber bestimmt rufen: „Sie hören von uns!“ Spätestens am Samstag.
• „Sie hören von uns!“, Samstag, 16. März, 19.45 Uhr, DT, Großes Haus. Auch am Sonntag, 24. März, 16 Uhr. Karten: 0551/496911.
Von Thomas Kopietz