Nie mehr Niemandsland: Tillyschanze bekommt nach Jahrzehnten eine Adresse

Hann. Münden. Lange lag die Tillyschanze, eines der Wahrzeichen von Hann. Münden, im postalischen Niemandsland. Doch das hat jetzt ein Ende.
Wegen der besonderen Lage im hessisch-niedersächsischen Grenzgebiet hoch über der Stadt hatten die Betreiber der gleichnamigen Waldgaststätte bislang keine eigene Postadresse - und mussten sich ihre Post immer unten in der Stadt abholen.
Mündens Bürgermeister Harald Wegener und Andreas Vogeley vom städtischen Melde- und Ausweisdienst haben den Gaststättenbetreibern Reinhold Heck und Marlies Scheffel, die offiziell auf hessischem Terrain im Forstgutsbezirk Reinhardswald leben, kurz vor Heiligabend einen jahrzehntelangen Wunsch erfüllt: Endlich eine eigene Postadresse. Die Vertreter der Stadt überbrachten den Wirtsleuten die frohe Botschaft persönlich und überreichten ihnen einen Briefkasten.
„Das ist wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“, freute sich Marlies Scheffel. Auch Reinhold Heck, seit rund 20 Jahren auf der Tillyschanze, zeigte sich erleichtert: „Endlich können wir auch im Internet bestellen“. Pakete wären ohne Adresse bislang nämlich nicht angekommen. Briefe landeten in einem Postfach in der Innenstadt.
Ganz uneigennützig hat die Stadt mit der neu geschaffenen Anschrift (Bierweg 1) allerdings nicht gehandelt. Schließlich hat das Standesamt auf der Tillyschanze selbst ein Trauzimmer.
Auf niedersächsischem Boden
Bürgermeister Wegener ließ es sich dann auch nicht nehmen, den Briefkasten selbst zu befestigen - und zwar nicht an der Waldgastätte, sondern wenige Meter weiter westlich am Aussichtsturm auf niedersächsischem Boden.
Bis der erste Brief an der Tillyschanze ankommt, werden allerdings noch ein paar Tage vergehen. Erst muss die Stadt die Post offiziell darüber informieren, dass die Tillyschanze jetzt eine Adresse hat. Zudem wird Försterin Susanne Gohde der Post noch eine Sondergenehmigung erteilen, damit sie den Waldweg befahren darf.
„Wir freuen uns“, sagte Marlies Scheffel. Sie bezweifelt allerdings, dass es das Postauto bei widrigen Wetterbedingungen bis ganz nach oben schafft. „Wenn nicht, dann holen wir die Post einfach wieder selbst ab.“ Den Weg nach unten kennt sie ja wie kaum eine andere.