Reinhardswald: Hoffnung ruht auf Naturpark

Gieselwerder. Lebensraum Reinhardswald, dessen Stärken und Chancen - das war Thema eines Treffens, zu der die Interessengemeinschaft Reinhardswald in Gieselwerder geladen hatte.
Initiatoren waren Pfarrer Christian Trappe (Lippoldsberg), der als Moderator durch die Veranstaltung führte, Herrmann-Josef Rapp, Förster a. D., Autor und engagiert als „Stimme des Reinhardswaldes“ sowie der in Kulturgeschichte beschlagene Dr. Udo Schlitzberger, früherer Landrat.
Im vollbesetzten Saal anwesend waren Vertreter einzelner Behörden, Vereine und Verbände sowie viele engagierte Bürger, die sich für den Reinhardswald einsetzen. Die Teilnehmer sehen dringenden Handlungsbedarf und befürchten die drohende Zerstörung des Waldgebietes durch eine Industrialisierung mit Salzwasserspeicher und Windkraftparks. Pfarrer Trappe betonte aus der allgemeinen Mutlosigkeit aufrütteln zu wollen, sonst „geht alles den Bach herunter“. Er möchte von Beginn des Prozesses Planer und engagierte Bürger ansprechen, „damit das Naturparkprojekt fliegt.“
Rapp: „Es hat uns an der Seele gepackt, es hat uns aufgerüttelt.“
Naturpark
Rapp stellte die Rahmenbedingungen für einem Naturpark vor, der als Markenzeichen der Region gelten solle. Es bestehen bisher elf Naturparks in Hessen, bei denen Regionalentwicklung und Nachhaltigkeit wichtig sind. Außergewöhnliche Waldgebiete sowie der Urwald Sababurg seien Grundlage für den Naturpark. Flusslandschaften, Hutewälder sowie der Tierpark als Nummer Eins seien Pfunde, mit denen gewuchert werden könne.
Eco-Pfade, Museen sowie touristische Infrastruktur (Wandertourismus, Radwege, Kanu) seien bestehende Angebote in diesem Rahmen. Filmteams seien oft in der Region unterwegs, weil sie hier die richtigen Drehorte finden würden, so Rapp. Den ersten Friedwald in Deutschland, Exkursionstourismus sowie das Thema Märchen im Kontext der Deutschen Märchenstraße habe der Reinhardswald zu bieten.
Resolution zum Wald
Die Initiative von Trappe, Rapp und Schlitzberger hatte im Dezember eine Resolution verfasst, in der die Grundsätze Naturpark, Kulturlandschaft, Zukunftsperspektive, Wirtschaftsentwicklung und bürgerschaftliches Engagement dargelegt sind. Sie bezieht sich auf den Lebensraum Reinhardswald. Von entscheidender Bedeutung sei die Einbeziehung des Bürger-Engagements.
Diskussion
Auf dieser Grundlage bestand in einer Diskussionsrunde die Möglichkeit zu Meinungsäußerungen. Hier wurde teilweise kontrovers diskutiert. Norbert Lippenmeier vom Forum Arlberg sagte, dass er „es katastrophal findet, was geplant ist. Hier wird bedingungslos im wirtschaftlichen Interesse zerstört.“
Jochen Groß, Uni Kassel, stellte ein Projekt vor, in dem Studenten Alleinstellungsmerkmale zusammengetragen hatten. „Der Reinhardswald ist schutzwürdig - aber nicht schutzbedürftig.“
Forstamtsleiter Dr. Norbert Teuwsen betonte, dass es für die Bewirtschaftung des Waldes unerlässlich ist, moderne Technik einzusetzen. Eine bessere Lösung ist die Regionalität und Nachhaltigkeit der Holzwirtschaft: „Soll das Holz aus Südamerika kommen?“ Harald Henne, Weißehütte, war der Meinung, dass die Gegend wieder bekannter gemacht werden sollte. Es gebe gute Chancen für den Tourismus.
Peter Nissen, Leiter des Servicezentrums Regionalentwicklung, erläuterte, dass die Landesregierung die gesetzlichen Grundlagen für einen Naturpark geschaffen hat. Im Herbst 2016 soll der Antrag nach einer vorherigen Erarbeitung gestellt werden. „Der Naturpark hat gute Chancen“, so Nissen. Sowohl Steffi Weinert (Grüne) als auch Jürgen Bunk, Bad Karlshafen, hoben hervor wie wichtig es ist sich auf die engagierten Bürger zu stützen, um von einer breiten Basis getragen zu werden. Das Resümee war „Dieser Wald gehört uns allen - wir sind verantwortlich.“