Die Blöden sind längst an der Macht

Espenau. Mit dunklem Outfit, finsterer Miene und knallroter Damenhandtasche steht Wolfgang Trepper regungslos auf der Bühne im ausverkauften Wickehof. Die Szenerie will der Kabarettist offensichtlich erst einmal sacken lassen, bevor er allmählich zu erzählen beginnt. Was wohl das Letzte war, was er kurz zuvor gehört hatte? „Halt ma eben!“ – die Antwort auf die Frage war Titel und Ausgangssituation des zweistündigen Programms, mit dem Trepper bei der zwölften und letzten Kulturtageveranstaltung das Publikum begeisterte.
„Sie kennen das, beim Einkaufen. Halt ma eben! Dann ist sie stundenlang verschollen.“ Dumm gelaufen. Und so stand Trepper da, mit dem Prunkstück seiner Frau in der Hand und originellen Geschichten im Kopf.
Peinliche Alltagssituationen waren für den gelernten Hörfunkjournalisten am Samstagabend aber nur der geringste Anlass, sich aufzuregen. „Die Blöden haben längst die Weltherrschaft übernommen“, lautete seine Überzeugung. Und über die allgegenwärtige Blödheit konnte er sich dann auch so richtig in Rage reden.
Die Rechtschreibreform sei eine Kapitulation der Intelligenz vor der Dummheit. „Komm, schreibt, wie ihr wollt. Wir suchen uns dann schon das Richtige heraus.“ Pure Verblödung sei aber auch im Fernsehen, in der Werbung oder gar in der Bundesliga anzutreffen. Sein Vorschlag, die Super Nanny zur Nationalmannschaft zu schicken, kam an: „Philipp, gib dem Michael sofort die Binde zurück. Du siehst doch, dass er weint.“
Aber auch bei allen übrigen geist- und gestenreichen Ausführungen des Duisburgers kam das Publikum aus dem Lachen kaum heraus. Ob seine scharfsinnigen Analysen deutscher Schlagertexte („Wie kann ein Zug nach nirgendwo fahren, an einen Ort, der gestern noch gar nicht da war?“), seine Erkenntnis, dass Frauen grundsätzlich die obere Brötchenhälfte wollen, sein Erregen über den irritierenden Titel der Kochsendung „Lanz kocht“ („Die einzige Person, die dort nicht kocht, ist Lanz. Es müsste also „Lanz kocht nicht“ heißen.“) oder die Erleichterung über Kachelmanns Festnahme („Für den Scheiß-Winter musste ja ein Wetterexperte in den Bau“).
Mit seinen feinsinnigen und stets auf den Punkt gebrachten Erzählungen traf Trepper den Nerv des Espenauer Publikums. Dies dankte es dem Kabarettisten mit stehenden Ovationen.
Von Martina Sommerlade