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19-Jährige macht Freiwilliges Soziales Jahr in KZ-Gedenkstätte Moringen

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Pia-Sophie Schmidt in der Bibliothek im Torhaus in Moringen: Derzeit liest sie viel und eignet sich Wissen an, um bald eigene Führungen durch die Gedenkstätte leiten zu können. Foto: Beutner
Pia-Sophie Schmidt in der Bibliothek im Torhaus in Moringen: Derzeit liest sie viel und eignet sich Wissen an, um bald eigene Führungen durch die Gedenkstätte leiten zu können. Foto: Beutner

Moringen. „Ich möchte später einen Beruf haben, in dem ich mich engagieren kann“, sagt Pia-Sophie Schmidt. Als Vorbereitung darauf hat die 19-Jährige aus Alfeld ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Politik in der KZ-Gedenkstätte in Moringen begonnen - an einem Ort, an dem vor 70 Jahren Menschen gefangen gehalten und zur Arbeit gezwungen wurden.

Mit Orientierungslosigkeit oder Unentschlossenheit, die Jugendlichen oft zugeschrieben wird, hatte ihre Entscheidung nichts zu tun, betont Pia.

„Natürlich macht es betroffen, was die Menschen hier erleiden mussten“, sagt die 19-Jährige bei einem Rundgang über das ehemalige KZ-Gelände. Vor Beginn ihres freiwilligen Jahres kannte sie die Gedenkstätte nicht. Nun weiß sie, dass an diesem Ort Jugendliche ihres Alters für „Lappalien weggesperrt wurden“. Sie findet klare Worte dafür: „Ihnen wurde die Jugend gestohlen“, sagt Pia. Einen Teil ihrer eigenen Jugend verbringt sie deshalb mit dem Engagement, auch andere an das zu erinnern, was in Moringen stattgefunden hat.

Pia ist in der Gedenkstätte unter anderem für den Telefondienst, Bürokleinigkeiten und das Peer-to-Peer-Projekt zuständig, das die Geschichte des ehemaligen Konzentrationslagers an Jugendliche und junge Erwachsene vermitteln soll. „Hier fing das Lager an“, sagt die 19-Jährige und zeigt auf die Waisenmauer. Zuerst sei es ein Männer-KZ gewesen, später waren Frauen in den Gebäuden untergebracht, noch später Jugendliche. „Die Straße hier trennte früher Lager 1 und Lager 2“, erklärt Pia.

Die 19-Jährige liest während ihrer Arbeit viel über die Gedenkstätte. Noch diese Woche hat sie ihre erste eigene Führung mit Jugendlichen. „Da soll aber keine Belehrung stattfinden, sondern Bewusstmachung.“

Pia weiß bereits, dass sie nach dem FSJ Soziologie und Politik studieren möchte. „Ich wollte erst einmal Berufserfahrung sammeln, bevor ich gleich wieder zur Schule gehe“, sagt sie.

Auch während der Schulzeit war die 19-Jährige an Politik interessiert, einer ihrer Leistungskurse war Geschichte, der Nationalsozialismus Prüfungsthema. Eigentlich hatte sie sich für ein FSJ Politik entschieden, um zu verstehen, wie politische Prozesse ablaufen. In Moringen hat Pia erfahren, was passiert, wenn diese nicht kontrolliert werden.

„Es ist so wichtig, das Gedenken an die Opfer der NS-Zeit aufrechtzuerhalten“, sagt Pia. Bis August 2014 wird sie in Moringen mit dafür sorgen, dass diese Erinnerung erhalten bleibt.

Von Sina Beutner

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