Gedenkfeier zur Befreiung des KZ in Moringen: Zwei Häftlinge noch dabei

Moringen. Mit Kranzniederlegungen, szenischen Lesungen, Führungen und Aufrufen, nie wieder Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung zuzulassen, gedachten knapp 200 Gäste der Befreiung des Jugend-KZ’ in Moringen.
Roter Faden des Gedenkens war, die Erinnerung an die Gräueltaten des Nazi-Regimes wachzuhalten und an die nachfolgenden Generationen als Mahnung weiterzugeben.
Wie wichtig die Erinnerungsarbeit ist, war offensichtlich. Mit Ernst Blajs aus Österreich und Dr. France Strmcnik aus Slowenien konnten nur noch zwei ehemalige Häftlinge des früheren KZ an den Gedenkfeiern teilnehmen. Die beiden inzwischen 87-Jährigen gehören zu den ganz wenigen, noch lebenden Zeitzeugen.
Mit der Erstellung unter anderem von Dokumentationen, Fotos, Filmen und Internetdarstellungen läuft die Erinnerungsarbeit der Gedenkstätte unter der Federführung von Dr. Dietmar Sedlaczek weiter, unter anderem in Kooperation mit der KGS Moringen.
Vor drei Jahren beispielsweise machten sich Schüler mit ihrem Lehrer Stefan von Hüne auf die Spurensuche von Moringer Häftlingsschicksalen. Sie führten bis in die Vernichtungslager und KZ von Auschwitz, Buchenwald und Mittelbau Dohra bei Nordhausen.
Zusammen mit den beiden Göttinger Theaterprofis Stefan Dehler

und Christoph Huber erarbeiteten unterdessen Schüler des aktuellen Jahrgangs 12 anhand von autobiographischen Aufzeichnungen eine szenische Lesung. Mit den Texten ließen sie bei der Gedenkfeier den Hunger, den Leidensmarsch der Jugendlichen nach der Aufgabe des Moringer KZ am Kriegsende, Gewaltausbrüche und Erschießungen durch die SS sowie die Befreiung lebendig werden. Im Rahmen ihres Seminarfachs soll weiter recherchiert werden, unter anderem über das Moringer Vereinsleben in der Nazizeit.
Zuvor hatte Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt betont, die jüngeren Generationen trügen „natürlich keine Schuld an den nationalsozialistischen Verbrechen, aber sie tragen eine Verantwortung, daran zu erinnern – an die Opfer, an die Gräuel. Sie tragen die Verantwortung dafür zu sorgen, dass dieses nie wieder geschieht.“
Die Ministerin rief dazu auf angesichts der Ereignisse im sachsen-anhaltinischen Tröglitz und an anderen Orten, sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung zu wenden. Sie kündigte zudem an, sich für den Ausbau von 700 Quadratmeter Dachgeschossfläche in der früheren Kommandantur des KZ als Gedenkstätte und Lernort einsetzen zu wollen.
Der Vorsitzende der Lagergemeinschaft und KZ-Gedenkstätte, Joachim Suffrian, warb ebenfalls für Offenheit und Toleranz. Für eine neue Willkommenskultur sei noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. (zhp)