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17 Jahre gesucht: Adoptivkind aus Rotenburg fand leibliche Mutter

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Michaela Rack wusste nicht, wo ihre Mutter heute lebt – bis sie das Schreiben vom Deutschen Roten Kreuz erhielt.
Michaela Rack wusste nicht, wo ihre Mutter heute lebt – bis sie das Schreiben vom Deutschen Roten Kreuz erhielt. © Linke

Rotenburg. Ein dicker Ordner liegt auf Michaela Racks Küchentisch, gefüllt mit Briefen, Mitschriften und Dokumenten. In ihm auch das Dokument, in dem ihr der Name und Wohnort ihrer leiblichen Mutter genannt wird. 17 Jahre hat Michaela Rack nach ihr gesucht.

Die Rotenburgerin wurde gemeinsam mit ihrer Halbschwester bereits im Kleinkindalter adoptiert. An ihre leiblichen Eltern kann sie sich kaum erinnern. „Als ich 14 Jahre alt war, habe ich zufällig herausgefunden, dass mich meine Eltern adoptiert hatten“, erzählt die 41-Jährige. Bei ihren Adoptiveltern ist das Thema jedoch bis heute tabu.

Gemeinsam mit ihrem Mann rief sie bei Jugendämtern an und informierte sich in dem Kinderheim, in dem sie vor der Adoption gelebt hatte. Ihnen wurde jedoch die Einsicht in die Akten verwehrt, da es sich um eine geschlossene Adoption handelte. Namen werden dabei geändert, sodass die Kontaktaufnahme ausgeschlossen werden kann.

Durch einen Behördenfehler erhielt Michaela Rack schließlich die Namen ihrer Eltern. Sie hat in ihrem Geburtsort Homberg (Efze) ihre Abstammungsurkunde angefordert. Die Namen der Eltern sind darauf in der Regel nicht vermerkt. Doch Michaela Rack hatte Glück. Ihren Vater fand sie schneller als die Mutter. Die beiden lebten bereits seit mehreren Jahren getrennt. Der Vater wollte mit seiner Tochter jedoch nichts zu tun haben. „Ihn zu besuchen war ein Fehler“, sagt Michaela Rack rückblickend. Die Tür wurde ihr erst gar nicht geöffnet. „Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen.“

Im Oktober vergangenen Jahres hat sich Michaela Rack an das Deutsche Rote Kreuz gewandt - als letzten Versuch, etwas über ihre Mutter herauszufinden. „Ich wusste, dass das Rote Kreuz nach Kriegsverschollenen sucht“, sagt sie. Im Januar hielt Michaela Rack dann das Schreiben mit dem Namen ihrer Mutter in der Hand, wohnhaft in Frankfurt. Nur etwa 40 Kilometer von dem Ort entfernt, in dem Michaela Rack aufgewachsen ist.

„Bei unserem ersten Gespräch war sie furchtbar aufgeregt“, erzählt Rack über ihre Mutter. Sie habe auf ein schnelles Treffen gedrängt, ganz anders als der Vater.

Ihre Mutter erzählte, sie habe ihre Kinder vor dem Vater schützen wollen, da der getrunken habe. Sie habe sich an das Jugendamt gewandt. Die Schwestern wurden daraufhin ins Heim gebracht - vorübergehend, hieß es damals vonseiten des Jugendamts. Doch die Spur der Kinder verlor sich, sodass die Mutter ihre Töchter zur Adoption freigab.

„Vielleicht ist sie aber auch mit der Situation überfordert gewesen“, vermutet Michaela Rack. Die Rotenburgerin weiß jetzt zwar, wo ihre Wurzeln liegen, doch ihre Suche geht weiter: Im Gespräch mit ihrer Mutter hat Michaela Rack erfahren, dass sie noch zwei Halbbrüder hat. „Meine Brüder werde ich jetzt auch noch finden“, sagt sie. Und wenn alles gut verläuft, die Familie wieder vereinen.

Von Miriam Linke

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