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Musik bewahrte kleinen Jungen

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Schwalmstadt. Zu einer Film-Matinee hat die Gedenkstätte Trutzhain zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus´ eingeladen.

Vor 70 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten russische Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz.

Im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung stand der Film „Erhobenen Hauptes. (Über)Leben im Kibbuz Ma´abarot“. Acht Frankfurter Studenten schlossen sich 2010 zur Projektgruppe „Docview“ zusammen und entwickelten den Film aus dem Bewusstsein heraus, dass ihre Generation die letzte ist, die noch die Gelegenheit hat, persönlich mit Überlebenden des Holocaust sprechen zu können.

In ihrem Dokumentarfilm kommen fünf Bewohner eines Kibbuz´ zu Wort, die in Deutschland Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre zur Welt kamen. Wann und wie sie den Weg nach Palästina, später Israel fanden, berichten die drei Frauen und zwei Männer in eindringlicher Weise.

Die Kindheitserinnerungen der Fünf ließen viel von der Grausamkeit des Nationalsozialismus erahnen. Als Zvi Cohen in dem Film beschreibt, wie zwei SS-Leute ihn, den damals Zwölfjährigen, zur Deportation abholen wollen, und er ihnen weinend mit der Mundharmonika Lieder vorspielt, bis seine Eltern nach Hause kommen, ist die Betroffenheit der Zuschauer mit Händen greifbar. Cohen: „Ich glaube immer noch, dass die Mundharmonika mir das Leben gerettet hat. Denn ohne meine Eltern hätte ich im KZ-Theresienstadt keine Überlebenschance gehabt.“ Doch steht nicht nur das Überleben der Nazidiktatur im Fokus des Filmes, sondern das Leben im Kibbuz nimmt einen breiten Raum ein.

Die Fünf erzählen, wie sie aus dem Nichts ein funktionierendes Gemeinwesen schafften, in dem sie seit fast 70 Jahren ihr Zuhause haben. Besonders wichtig sei für sie gewesen, einen Platz in der Welt zu haben, wo sie sein dürfen, was sie sind, und wo sie von niemandem vertrieben werden können, betonen sie.

Mit dem Studenten Julian Volz war einer der Filmermacher nach Trutzhain gekommen, um Fragen zu beantworten. Ein Zuschauer bemerkte, wie eindrucksvoll er es fände, dass die Befragten trotz ihres hohen Alters immer noch im Kibbuz mitarbeiteten, und wollte wissen, ob es immer noch viele Kibbuzim in Israel gäbe.

Volz berichtete, die Kibbuzbewegung in Israel verändere sich derzeit stark. Ihnen als Projektgruppe sei wichtig gewesen, zu dokumentieren, warum sich die Fünf für ein Leben in dem sozialistisch organisierten Kibbuz Ma´abarot entschieden hätten.

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