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Mit 68 Jahren als Au-pair nach Australien

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Von: Sandra Rose

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Ziegenhain. Schon bei ihrem ersten Auslandseinsatz als Au-pair-Oma in Kanada dachte Bärbel Ortmann: „Das ist das Ende der Welt."

Dieser Gedanke hielt die Ziegenhainerin aber nicht davon ab, nun als Kinderbetreuerin in Australien zu arbeiten.

In Canberra, Australiens Hauptstadt, kümmerte sich Ortmann um die beiden Kinder einer Diplomatenfamilie, vier Jahre und 15 Monate alt.

Haushalt gehörte eigentlich nicht zu den Aufgaben. „Aber die Familie verließ samt Kindern morgens um Acht das Haus. Natürlich macht man sich dann nützlich“, sagt sie. In Australien bekam der Begriff Entfernung eine neue Bedeutung: „Ich war jeden Tag fünf Kilometer zu Fuß zum Kindergarten unterwegs, hin und zurück.“ Als Oma auf Zeit sei sie viel mit der Familie gereist, nach Tasmanien, Melbourne und Sidney. Sie habe in Australien jedoch nicht so viele Kontakte geknüpft wie damals in Kanada, sagt sie: „Aber ich habe mich mit anderen Granny-Au-pairs einige Male zum Essen getroffen.“

Als sie 2014 in Kanada arbeitete, lernte die heute 68-Jährige das Leben gläubiger Baptisten kennen - eine völlige neue Erfahrung für die Ziegenhainerin. Sechs Monate lebte sie mit allen Kompromissen und unvergesslichen Momenten, wie sie sagt.

Davon wollte die gelernte Altenpflegerin mehr erleben. Deswegen packte sie im Sommer voriges Jahr wieder die Koffer, dieses Mal mit dem Ziel Australien. Wieder fand die Mutter von vier erwachsenen Kindern ihre Gastfamilie über das Internet. Wie in Kanada sei sie auch bei der Familie in Australien sehr herzlich aufgenommen worden.

In die Erziehung habe sie sich nie eingemischt, „aber ich habe den Kindern schon gezeigt, wie man sein Mäntelchen aufhängt“. Für Ortmann selbst war es eine wichtige Erfahrung: „Ich möchte sehen wie andere leben. Das öffnet den Blick und lässt einen über das eigene Leben nachdenken“, sagt sie. Sie selbst blicke nie zurück, „ich möchte noch neugierig sein“.

Rückkehr nach Ziegenhain

So ist sie auch der 36-jährigen Mahi begegnet. Nachdem Ortmann im Winter wieder nach Ziegenhain kam, arbeitete sie ehrenamtlich in der Erstaufnahme im

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Lebt bei Bärbel Ortmann: Mahi (36) aus dem Iran. © nh

Chinapark. Dort lernte sie nun die Iranerin kennen, die vor acht Wochen als Flüchtling in die Schwalm kam.

Nach einer Operation nahm Ortmann sie bei sich auf. „Sie hat in ihrer Heimat furchtbares erlebt, war zwangsverheiratet worden“, weiß Ortmann. „Hier soll für sie ein neues, glücklicheres Leben beginnen.“

Mahi habe im Iran studiert und lerne bereits eifrig deutsch - und es gefällt ihr in der Schwalm: „Hier möchte ich bleiben“, sagt sie. Worauf es ankommt, weiß sie: „Ich muss schnell die Sprache lernen.“ Ortmann will ihr bei jedem weiteren Schritt helfen. 

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