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Da war immer was los

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Die Bodenfelder Schlagd heute: Dieses Bild entstand vergangenen Herbst vom Baugerüst an der Christuskirche aus. Foto: Dumnitz
Die Bodenfelder Schlagd heute: Dieses Bild entstand vergangenen Herbst vom Baugerüst an der Christuskirche aus. Foto: Dumnitz

Bodenfelde. Vor hundert Jahren besaß Bodenfelde den einzigen Hafen der damaligen Industrieregion Uslar-Solling. Der Fotograf Heinrich Fritz aus Bad Karlshafen lichtete in den 1920er-Jahren die Schlagd vermutlich vom Kirchturm aus ab. Seit Menschengedenken wurden auf der Schlagd am Weserufer die unterschiedlichste Güter umgeschlagen.

Am Kai liegen ein Schleppdampfer und ein Lastkahn. Ein Kran ist mit Verladearbeiten beschäftigt. Schienen verbinden den Hafen mit der Sollingbahn, dem Bahnhof sowie der Holzverkohlungs-Fabrik, deren Schornstein seit Jahrzehnten zum Ortsbild gehört.

Wirtschaftlicher Aufschwung

Der Flecken Bodenfelde erlebte um das Jahr 1900 einen stürmischen wirtschaftlichen Aufschwung und entwickelte sich vom Handwerker- und Bauerndorf zu einer ländlichen Industriegemeinde mit einer Molkerei und einer Käserei, einer Schuhleistenfabrik und der noch heute bestehenden Holzkohle-Fabrik die jetzt ProFagus heißt.

Mit der Industrialisierung des südlichen Sollings zwischen den Jahren 1878 und 1914 stieg die Bedeutung des Bodenfelder Hafens an. Eine „Hafenbahn AG“ baute deshalb die historische Schlagd zu einem modernen Binnenhafen aus.

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts verlud man in Bodenfelde vor allem Kali-Salz aus Volpriehausen, Möbel und Stahl aus Uslar, Basaltsteine von der Bramburg, Buchenholz sowie Holzkohle von der örtlichen Chemischen Fabrik von der Schiene auf Lastschiffe.

Von 1903 bis 1930 stieg die Verlademenge von 10 000 auf 28 700 Tonnen an. Außerdem befand sich lange Zeit ein Floß-Einbindeplatz an der Schlagd.

Der Bodenfelder Hafen war damit größer und bedeutender als alle anderen Häfen zwischen Hannoversch-Münden und Polle. Noch in den 1950er-Jahren herrschte dort ein reges Treiben, erinnert sich Horst Brekerbohm vom Bodenfelder Heimatmuseum: „Da lagen zwischen drei und fünf Kähne am Kai, die eine Tragfähigkeit von 300 Tonnen hatten. Bei Hochwasser kamen auch größere Schleppkähne mit über 500 Tonnen Ladekapazität die Weser rauf.“

Gelegentlich verunglückten bei Wahmbeck und Bodenfelde aber auch Lastschiffe auf der Weser. Die Sollinger Nachrichten meldeten am 8. Oktober 1925, dass am roten Stein die „Minden Nr. 66“ mit 700 Tonnen Kali auf Grund gelaufen ist. In den 1960er-Jahren verdrängten Lastwagen die Lastschiffe auf der Oberweser und die Schlagd von Bodenfelde verwaiste.

Die Gemeinde hat das Areal 1985 zu einem urbanen Platz mit Altstadtleuchten, Blumenkübeln, Bänken und Parkplätzen umgebaut. Dabei wurden die Spuren der Industriegeschichte beseitigt. (bf)

Von Tobias Giebert

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