Hund an der Arbeit soll gegen Burn-out helfen

Werra-Meissner. Im Werra-Meißner-Kreis trifft man immer mehr Arbeitnehmer, die ihren Hund mit an den Arbeitsplatz nehmen - sei es ins Büro, ins Kino, die Tankstelle, beim Architekten oder Frisör.
Mit dem „Kollege-Hund"-Tag, der heute stattfindet, will der Deutsche Tierschutzbund für mehr Akzeptanz für vierbeinige Kollegen werben.
Ebenso wie der Bundesverband Bürohund, der bereits vor einigen Tagen den internationalen „Nimm-Deinen-Hund-mit-zur-Arbeit"-Tag mitgestaltete. Laut dessen Vorsitzendem Markus Beyer ist der Kontakt mit Hunden am Arbeitsplatz eine Möglichkeit, der zunehmenden Krankheit Burn-out entgegenzuwirken.
Durch den Kontakt mit Hunden werde beim Menschen das Hormon Oxytocin ausgestoßen. Hierdurch würden Stress-Hormone minimiert. „Das Risiko, an Burn-out zu erkranken, wird durch den Hund gesenkt."
Seit zwei Jahren existiert der

Bundesverband. Sei er am Anfang vor allem von Haltern kontaktiert worden, die ihren Vierbeiner mit ins Büro nehmen wollen, so rufen seit rund einem Jahr vermehrt Unternehmen an, um einen Hund in das Unternehmen zu integrieren. Ein Grund dafür, so Beyer: Hunde sorgten für Wohlbefinden und „ein Mitarbeiter, der sich wohlfühlt, bleibt länger, ist loyaler und spricht besser über sein Unternehmen." Bei hygienischen Bedenken beruft er sich auf eine Studie des Robert-Koch-Instituts aus 2013, nach der lediglich drei Prozent der Deutschen über 18 Jahren an Hundehaarallergien leiden. Ebenfalls habe das das Institut festgestellt, dass die Vorteile eines Hundes am Arbeitsplatz mögliche hygienische Nachteile übersteigen. Allerdings seien Kollegen mit Sauberkeits-Bedenken genauso zu schützen wie Menschen mit Angst vor Hunden.
Hier helfe eine Betriebsvereinbarung, in der etwa geregelt werde, wo sich der Hund aufhalten dürfe. Wichtig sei auch, dem Hund das richtige Verhalten im Büro zu vermitteln.
Zum bundesweiten Aktionstag „Kollege Hund“ des Deutschen Tierschutzbundes öffnen viele Unternehmen ihre Türen für die vierbeinigen Begleiter ihrer Mitarbeiter. Es gibt im Kreis aber auch Betriebe, in denen Hunde schon lange zum Kollegenkreis gehören.
So wie im Capitol-Kino in Bad Sooden-Allendorf. Hier sitzt Dackel Emma neben Besitzer Wulf Nöding im Kassenhäuschen und ist mittlerweile zum Liebling vieler Kinogänger avanciert. „Ich schätze, er ist der meistfotografierte Hund“, sagt Nöding und lacht. Auch zu den Zeiten, als er noch als Lehrer arbeitete, habe er Emmas Vorgänger gelegentlich mit zur Arbeit genommen - und stets positive Reaktionen geerntet.
Was für Nöding gilt, gilt auch für

die Kinobesucher: Sie dürfen Hunde mitbringen. Aber: „Nicht alle vertragen das“, warnt Nöding, wie etwa Emma. Wobei er sowohl für Zwei- als auch für Vierbeiner darauf achte, dass es nicht zu laut im Kino werde. Und auch für den Aufenthalt im Kassenhäuschen müsse der Hund den entsprechenden Charakter haben. Mancher aus den sechs Generationen, die der passionierte Dackel-Fan bisher hatte, sei dafür nicht geeignet gewesen. Emma schon: Und auch mit den meisten Besucher-Hunden verträglich, berichtet Nöding. Zudem sei sie immer angeleint.
Auf viel positive Resonanz bei den Bürobesuchern stößt Hündin Hexi, berichtet Hanna Schmuch, Mitarbeiterin des Bundestagsabgeordneten Michael Roth. Sowohl im Bad Hersfelder Büro als auch am neuen Standort Eschwege sei die rund dreijährige Hündin, die laut Schmuch „das Beste der ungarischen Dorfstraße“ in sich vereint, wohlgelitten.
Um ihren Kollegen den Start mit Hexi zu erleichtern, haben sie gemeinsam eine Trainerstunde absolviert und sich im Umgang schulen lassen. Mittlerweile habe die Hündin eine Kollegin sogar von ihrer Angst vor Hunden befreien können, berichtet Schmuch. Wenn sie mit ihrem Chef unterwegs ist, muss die Hündin allerdings zuhause bleiben, dann kümmern Kinder im Heimatdorf sich um den Vierbeiner.
Im Friseursalon Saalfeld in Großalmerode bewahrte Hund Rolly seinen Besitzer Mario Saalfeld bereits vor einem Überfall. Als zwei bewaffnete Männer in seinem Laden erschienen, habe der Münsterländer sich drohend aufgerichtet, und so dafür gesorgt, dass die Männer flohen. Sonst sei der zehnjährige Rüde aber sehr verträglich, berichtet Saalfeld. Das merken auch die Kunden. 95 Prozent stehen dem Hund positiv gegenüber, schätzt der Friseur. Um hygienische Bedenken gar nicht erst aufkommen zu lassen, vermeidet er es zum Beispiel, den Hund vor einem Kundenkontakt zu streicheln. Und wenn doch ein Kunde Angst hat? Bekannt ist ihm dies von einer Kundin. Darauf nimmt er Rücksicht und Hund Rolly verlässt dann kurzzeitig den Friseursalon.