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Kirschen erhalten – aber wie?

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Einer steht noch: Der Baum mit Baumhaus und den Erläuterungen zum Kirschenerlebnispfad ist geblieben. Alle anderen Kirschbäume wurden mit schwerem Gerät gehäckselt und als Untergrund auf das Feld aufgebracht. Foto: Neugebauer
Einer steht noch: Der Baum mit Baumhaus und den Erläuterungen zum Kirschenerlebnispfad ist geblieben. Alle anderen Kirschbäume wurden mit schwerem Gerät gehäckselt und als Untergrund auf das Feld aufgebracht. Foto: Neugebauer

Witzenhausen. Maximale marktgerechte Erzeugung versus Erhaltung der Kirsche als Kulturlandschaft von Witzenhausen: Mit diesem Widerspruch haben sich 20 Bürger unter Federführung des Vereins Transition Town Witzenhausen wegen der Rodung einer Hochstamm-Kirschplantage eines Witzenhäuser Großerzeugers auseinandergesetzt.

Mit schwerem Gerät war Ende September eine knapp eineinhalb Hektar große Hochstamm-Kirschplantage direkt am Kirschenerlebnispfad Warteberg gerodet und die Stämme als Häckselgut auf dem Grundstück aufgebracht worden. Dort soll im nächsten Frühjahr eine Niederstamm-Plantage mit ertragreichen und leicht zu erntenden Sorten angelegt werden.

„Da dies derzeit an vielen Stellen des Witzenhäuser Stadtgebietes geschieht, verkommt das Witzenhäuser Kulturgut Kirsche immer mehr zu einem rein wirtschaftlichen Faktor“, sagte Silvia Hable als Moderatorin eines kurzfristig einberufenen Ortstermins am Warteberg.

Da besagte Plantage am Kirschenerlebnispfad eine hohe Biodiversität und Sortenvielfalt gehabt habe, sei mit der Rodung ein wichtiges Kulturgut vernichtet worden, beklagte Hable. Erst im Juni wurde der Anbau alter Süßkirschsorten auf dem Versuchsgelände des Landesbetriebes in Wendershausen als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet und der Kirschenerlebnispfad gewürdigt.

Alternativ Ausgleichsgeld?

„Neben dem Kirschenerlebnispfad sind auch die touristisch beworbenen Veranstaltungen wie die Essbare Stadt Witzenhausen, der Kirschblütenrausch und das Kirschblütenwalking unmittelbar von der Rodung betroffen“, sagte Hable.

Zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde will man klären, inwieweit Zeitpunkt und Art der Plantagen-Rodung in Ordnung waren, insbesondere auch, weil einige Habitatbäume mit Vogelbesatz darunter waren. Bei gravierendem Eingriff in die Natur müsse zudem eine „Flächenbilanz“ vorgelegt werden.

Annette Braun-Lüllemann, die den Kirschenerlebnispfad wissenschaftlich begleitet, bedauerte, dass seit dem Anlegen des Kirschenerlebnispfades 2008 fast die Hälfte aller Hochstämme durch Niederstämme ersetzt worden und einige alte Sorten unwiderbringlich verloren gegangen seien. Sie äußerte aber auch Verständnis, dass der Erzeuger marktgerecht agieren müsse. Gegebenenfalls müsse für den Erhalt von Kultur ein Ausgleich an den Erzeuger gezahlt werden, schlug sie als Alternative vor.

Um die Witzenhäuser Kulturlandschaft zu erhalten und weitere irreparable Schäden abzuwenden, soll zusammen mit Stadtmarketing und Naturschutzbehörde versucht werden, ein Aktionsbündnis „Kulturlandschaft erhalten“ zu gründen. Das sagt Info: Das nächste Treffen findet statt am Donnerstag, 16. Oktober, von 14 bis 15.30 Uhr in der Tourist-Information, Ermschwerder Straße 2. Kontakt: per E-Mail an info@ttwitzenhausen.de

Von Hartmut Neugebauer

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