Keine Wahlparty im Kasseler Kreishaus: Angst vor Triumph der AfD?
Kreis Kassel. Das gab es noch nie in der Geschichte des Landkreises Kassel: Nach der Schließung der Wahllokale am 6. März findet erstmals keine öffentliche Veranstaltung mit Wahlnachlese im Kreishaus an der Wilhelmshöher Allee in Kassel statt.
Der Ältestenrat des Kreistages hat sich fraktionsübergreifend darauf verständigt, auf die Wahlveranstaltung zu verzichten.
Nach HNA-Informationen kam der Vorschlag dafür von Vize-Landrätin Susanne Selbert (SPD). Zur Begründung verwies Kreissprecher Harald Kühlborn am Freitag auf HNA-Anfrage auf die vergleichsweise geringe Resonanz in der Vergangenheit. Wegen der komplizierten Auszählung (Kumulieren und Panaschieren) seien für die Kreistagswahl überdies allenfalls Trendergebnisse zu erwarten.
Politische Beobachter halten aber auch einen anderen Grund für denkbar: den möglichen Einzug der Alternative für Deutschland (AfD) in das 81-köpfige Parlament, der bereits am Wahlabend feststehen könnte. Wollen Vertreter von SPD, CDU und den anderen Parteien im Kreistag nicht dabei sein, wenn die AfD einen Triumph feiert?
Die jüngsten Prognosen für die Kommunalwahl sehen für die AfD in Hessen ein zweistelliges Ergebnis vor. Kreissprecher Kühlborn hält derartige Theorien indes für abwegig. Mit der AfD habe der Verzicht auf die Wahlveranstaltung nichts zu tun. Schon direkt nach der Kreistagswahl 2011 habe man erwogen, auf die nur schwach frequentierte Veranstaltung zu verzichten.
SPD-Kreischef Timon Gremmels teilt die Ansicht Kühlborns. Es gebe am Wahlabend „noch keine aussagekräftigen Ergebnisse“. Wer sich für die Ergebnisse interessiere, könne sich aktuell im Internet informieren. CDU-Spitzenkandidat Frank Williges sieht ebenfalls keinen Bezug zur AfD. Vielmehr hielten sich die Kandidaten am Wahlabend statt im Kreishaus eher in den Städten und Gemeinden auf.
Hintergrund
Die AfD ist im Raum Kassel vergleichsweise schwach vertreten. Bei der Wahl am 6. März 2016 tritt sie bei der Kreistagswahl sowie bei den Gemeindewahlen in Fuldabrück und Bad Karlshafen an. Insgesamt gibt es im Landkreis Kassel 29 Städte und Gemeinden. In einigen, darunter in Schauenburg, werden auch Ortsbeiräte gewählt. Vertreter der AfD kandidieren außerdem für die Kasseler Stadtverordnetenversammlung. Die Prognosen für die Kommunalwahl sehen die Partei landesweit im zweistelligen Bereich. In der Stadt Kassel findet laut Sprecher Ingo Happel-Emrich am Abend des 6. März im Rathaus die obligatorische Wahlveranstaltung statt.