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Wildblumen: Bio-Energie aus der bunten Mischung

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Von: Antje Thon

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Energie aus Pflanzen: Der Zierenberger Joachim Wadsack gehört dem Netzwerk Lebensraum Feldflur an und möchte in der Region mehr Wildpflanzen etablieren, die in Biogasanlagen verwertet werden. Fotos: Thon
Energie aus Pflanzen: Der Zierenberger Joachim Wadsack gehört dem Netzwerk Lebensraum Feldflur an und möchte in der Region mehr Wildpflanzen etablieren, die in Biogasanlagen verwertet werden. Fotos: Thon

Zierenberg. Blumen statt Mais: Zierenberger Joachim Wadsack hat Wildpflanzen ausgesät und hofft auf Nachahmer

Über einem Blütenmeer summen am Falkenberg bei Zierenberg die Bienen. Die Wildpflanzen, die ein Landwirt im Auftrag von Joachim Wadsack im vergangenen Herbst ausgesät hat, haben sich prächtig entwickelt. Mannshoch sind sie aufgeschossen, verschiedene Arten machen das Feld bunt. Ginge es nach Wadsack, würden in viel mehr Bereichen im Wolfhager Land Wildpflanzen angebaut werden. Der 76-Jährige setzt sich dafür ein, Biogasanlagen weniger mit Mais und dafür stärker mit Blühpflanzen zu füttern.

Wadsack, der dem deutschlandweit agierenden Netzwerk Lebensraum Feldflur angehört, sieht viele Vorteile: So bestünden die Pflanzenmischungen aus verschiedenen Arten wie Steinklee, Luzerne, Königskerze, Rainfarn, Wilde Möhre, Malve und Lichtnelke. Der Artenreichtum locke Insekten, insbesondere Bienen an, die reichlich Nahrung fänden. Gerade mehrjährige Pflanzen böten Wildtieren in Sommer und Winter Deckung. Zudem würden die Mischungen erst ab Ende Juli gemäht, wodurch sich der Verlust bei Bodenbrütern und Jungtieren verringere. Neben der guten ökologischen Bilanz hielten die Wildpflanzen auch einigen ökonomischen Kriterien stand, sagt Wadsack. Als Dauerkultur erforderten sie keine jährliche Bodenbearbeitung, auf Pflanzenschutzmittel und Düngung könne verzichtet werden und gegenüber dem Mais sei die Bodenerosion geringer.

Attraktiv für Bienen: Pflanzenmischungen bieten Insekten reichlich Nahrung, im Vordergrund der Steinklee.
Attraktiv für Bienen: Pflanzenmischungen bieten Insekten reichlich Nahrung, im Vordergrund der Steinklee.

Dennoch setzt eine Vielzahl von Energiewirten auf die Monokultur Mais. Und das hat vor allem finanzielle Gründe. Denn pro Hektar werfen Wildpflanzen 300 Euro weniger ab. „Auf mittleren Böden ist die Ausbeute gegenüber dem Mais um 20 Prozent geringer“, sagt der Zierenberger, der unterhalb des Cafés Friedrichstein und am Fuße des Falkenbergs insgesamt einen Hektar mit Wildpflanzen bestellt hat - in der gesamten Bundesrepublik wachsen aktuell auf einer Fläche von 1500 Hektar Blumen, aus denen in Biogasanlagen Methan erzeugt wird.

Es wird nicht geerntet 

Die Pflanzen auf den von Joachim Wadsack gepachteten Äckern werden nicht geerntet. „Das lohnt sich nicht, weil es in der Nähe keine Biogasanlagen gibt.“ Die nächsten stünden in Wolfhagen und Wettesingen, bei einer Anfahrt von mehr als zehn Kilometer werde die Vermarktung unwirtschaftlich.

Dennoch arbeiten er und das Netzwerk Lebensraum Feldflur weiter an der Etablierung der Wildpflanzen. Sie wollen Züchtungen auf den Markt bringen, die gegenüber dem Mais keine finanzielle Ertragseinbußen haben. Ferner fordern sie von EU und Bundesministerium für Landwirtschaft Subventionen für Bauern, die auf Wildpflanzen setzen.

Den Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) hat das Konzept des Netzwerkes überzeugt. Im Frühjahr hat er die Arbeit mit dem Edmond-Blanc-Preis gewürdigt. Er wird für herausragende Projekte zur Erhaltung und dem nachhaltigen Management von Wildtieren vergeben. Es bewerben sich Initiativen aus der ganzen Welt.

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