Umstrittene Frackingpläne für Nordhessen: BNK bläst Schiefergas-Suche ab

Kassel. Nordhessen bleibt auf absehbare Zeit frei von Bohrtürmen: Das kanadische Unternehmen BNK Petroleum, das auf 5000 Quadratkilometern von Marburg bis Bad Karlshafen nach Schiefergas im Untergrund suchen wollte, beerdigt seine Pläne.
Eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Kassel hat BNK vor wenigen Tagen zurückgenommen. Mit dieser Klage wollte sich das Unternehmen dagegen wehren, dass 2013 das Regierungspräsidium Darmstadt – weit vor einer möglichen Förderung – allein schon die Suche nach Schiefergas nicht erlaubt hatte.
Signal für Konkurrenten
Dieser Ablehnungsbescheid ist mit der Klagerücknahme bestandskräftig. Das sei, so das hessische Umweltministerium auf HNA-Anfrage, auch ein Signal an andere Gassucher, die sich vielleicht ebenfalls für Nordhessen interessierten.
In der Region waren die BNK-Pläne von Anfang an hoch umstritten – vor allem auch deshalb, weil eine spätere Ausbeutung von Schiefergaslagern den Einsatz der umstrittenen Fördertechnik Fracking mit sich gebracht hätte. Nach massiven Einsprüchen von Kommunen, Kreistagen sowie Regionalversammlung und auch angesichts bevorstehender Landtagswahlen ließ Wiesbaden die Suchanfrage abschmettern. Zwei Gutachten munitionierten die damalige Umweltministerin Lucia Puttrich dafür. Die CDU-Politikerin nannte eine Erdgasförderung in Nordhessen wegen Wasser- und Naturschutzfragen sowie der Geologie „weder umweltverträglich noch wirtschaftlich darstellbar“ und gegen öffentliche Interessen gerichtet.
Dass damit schon die Suche unterbunden wurde, nannten Fachleute einmalig in Deutschland. BNK-Anwalt Fritz von Hammerstein rügte den Vorgang als „sonnenklar rechtswidrig“ und wahltaktisch motiviert. Der Hamburger Jurist sinnierte sogar laut über Schadenersatzforderungen gegenüber dem Land.
Jetzt die Kehrtwende – ohne dass von Hammerstein diese groß erklären möchte. Aus der Branche heißt es, angesichts bekannter politischer Widerstände gegen Schiefergas-Fracking in Deutschland habe BNK wohl die Lust verloren, sich jahrelang vor Verwaltungsgerichten mit dem nun schwarz-grün regierten Hessen herumzustreiten. BNK hat noch eine – allerdings praktisch blockierte – Suchlizenz in NRW. Aus Thüringen und Sachsen-Anhalt sind die Kanadier längst abgezogen. Bessere Geschäfte rechnen sie sich in Spanien und Polen aus.
Möglich wurde die Klagerücknahme in Hessen über einen Vergleich. Zu Details äußerte sich die Landesregierung nicht. Im Umweltministerium war lediglich von einem finanziellen Ausgleich bei Gerichts- und anderen Kosten die Rede. Es soll um eine niedrige fünfstellige Summe gehen.
Von Wolfgang Riek