Familiär und trotzdem absolut erfolgsorientiert
Großenenglis. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die einem Verein zeigen, dass er auf dem richtigen Weg ist: Bei den Frauenfußballerinnen des TuS Viktoria Großenenglis war es ein Paket, das den Klub in der Winterpause erreichte. Absender: Der Deutsche-Fußball-Bund. Inhalt: Eine CD mit Auflagen für den Spielbetrieb in der B-Juniorinnen-Bundesliga. „Das war relativ ernüchternd“, sagt Birgitt Fasshauer, „die Vorgaben sind eigentlich kaum zu erfüllen“.

Und doch musste sich die TuS-Vorsitzende damit beschäftigen, denn zu diesem Zeitpunkt führte das Nachwuchsteam die Hessenliga vor vielen weitaus höher eingestuften Mannschaften an. Die von Roland Schäfer und Volker Czerwinski trainierte Elf verpasste am Ende zwar den Aufstieg, setzte mit dem dritten Tabellenplatz in der höchsten hessischen Spielklasse aber das i-Tüpfelchen auf das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte.
Die C-Juniorinnen wurden Vierter in der Gruppenliga, die Zweite Mannschaft schaffte den Aufstieg in die Kreisoberliga – und die „Erste“ kehrte nach einer Saison in die Verbandsliga zurück.
Das Erfolgsgeheimnis der Viktoria? „Wir sind eine große Familie und dennoch absolut erfolgsorientiert“, sagt Ramona Unzicker. Die Spartenleiterin verweist auf den Zusammenhalt innerhalb des Vereins und auf die enge Zusammenarbeit aller Trainer.
Auf dieser Ebene wird es auch die wichtigste Veränderung in der

neuen Saison geben: Andreas Käßner hat sein Amt zur Verfügung gestellt, Cheftrainer des Verbandsligisten wird Manuel Mrosek. „Ich wollte einen neuen Impuls setzen“, sagt Käßner und ist überzeugt, „dass sich Mannschaft unter dem neuen Trainer weiterentwickeln wird“. Der Aufstiegscoach zollt damit der langjährigen Doppelbelastung Tribut, denn „nebenbei“ ist der 27-jährige Mittelfeldspieler auch noch Kapitän des frisch gebackenen Kreisoberligisten Englis/Kerstenhausen/Arnsbach.
Unter seinem Nachfolger sind einige Änderungen denkbar: Etwa die Umstellung des bewährten 3:5:2- oder 3:6:1-Systems auf eine Formation mit Viererkette. Und den Nachwuchskräften Sabrina Siemon und Anna-Lena Wagner ist der sofortige Sprung in die Verbandsliga-Stammelf zuzutrauen. Als Vorgabe wurde dort zunächst der Klassenerhalt ausgerufen.
Neue Ziele sollen frühestens in einem Jahr formuliert werden, wenn viele spielstarke B-Juniorinnen aus der Nachwuchsabteilung aufrücken. „Dann könnten wir mit der Ersten Mannschaft die Hessenliga anpeilen“, sagt Birgitt Fasshauer. In jedem Fall aber soll die erfolgreiche Jugendarbeit fortgesetzt und ausgebaut werden. Erst vor wenigen Wochen bot der Verein ein Schnuppertraining an: Dabei konnten die Verantwortlichen den Ansturm kaum bewältigen – mehr als 40 Mädchen wollten auf dem Sportplatz an der Lehmkaute trainieren.
Von Steffen Schneider