Ruder-Neulinge absolvieren auf der Fulda das erste Training

Kassel. Der Achter übt schon die Wende: Bei der HNA-Aktion "Bewegung für Nordhessen" haben die Ruder-Neulinge auf der Fulda das erste Training absolviert.
Das Wasser der Fulda wird durch den kräftigen Wind teilweise so aufgewirbelt, als würde ein Hubschrauber dicht über der Oberfläche fliegen. Dazu kommt die Strömung eines Flusses, vor der selbst geübte Ruderer im Bereich der Karlsaue durchaus ein bisschen Respekt haben.
Die Gewinner der HNA-Aktion „Bewegung für Nordhessen“ hatten es besonders schwer, als sie in dieser Woche ihr erstes Ruder-Training unter der Regie von Manuela Zander und Jens Gerlach vom Ruderverein 2010 Cassel absolvierten. Zumal die acht Teilnehmer von den Profis praktisch ins kalte Wasser geworfen wurden. Einige Eindrücke vom Start eines achtwöchigen Übungsprogramms für einen Schnupper-Achter:
AN LAND
Für Neulinge gibt es zwei Möglichkeiten, ein paar Trockenübungen zu meistern: Zum einen den Ergometer, der sich zum Training in geschlossenen Räumen eignet. Zum anderen etwas, das Gerlach, Inhaber einer Ruderschule, schon einige Male in der Schweiz gesehen hat. Auf zwei speziell geformte Styropor-Klötze wird ein gewöhnliches Einer-Ruderboot abgelegt – so, dass die technischen Abläufe einstudiert werden können: Reinsetzen, Körperspannung aufbauen, Arme ausstrecken – und los. „Sieht doch ganz einfach aus, oder?“, fragt Altmeister Gerlach grinsend in die Runde, als er sich auf dem Rollsitz vor und zurück bewegt und dabei die Skulls rhythmisch und schwungvoll einsetzt. Wie kompliziert es tatsächlich ist, zeigt sich bereits, als sich einer nach dem anderen mal an dieser Aufgabe versuchen darf. „Im Rudern steckt viel Physik“, weiß Gerlach. Er will seine Schützlinge nicht gleich mit zu viel Informationen bombardieren. Das Wichtigste: Steuerbord ist beim Rudern Uferseite links, Backbord rechts, und die Skulls werden an der Dolle befestigt.
AUF DEM WASSER
18 Meter misst ein Achter. Er wiegt etwa 150 Kilogramm. Der Transport bis zur Fulda ist für die Besatzung schon so etwas wie der erste Belastungstest – den aber alle meistern, genauso wie den Einstieg ins Boot. In der Rolle der Steuerfrau: Manuela Zander, die Junioren-Weltmeisterin von 1996.
Der Achter wird von der Strömung und vom Wind immer wieder zur Anlegestelle getrieben, als jeder der Neueinsteiger nacheinander ein paar Schwünge vollführen soll. „Am ersten Tag werden wir maximal vier Sportler gleichzeitig rudern lassen, mehr macht noch keinen Sinn“, hatte Zander vorab erklärt. Jetzt sieht man vom Ruderheim am Auedamm 53 aus, wie alle acht zusammen im Einsatz sind.
„Super macht Ihr das“, ruft Zander stehend ihrem Team zu. Nur einmal gerät der Achter kurzzeitig ins Wanken und die Trainerin fast aus dem Gleichgewicht. Artistisch hält sie die Balance und nimmt sofort wieder die Position ein. Für diese Leistung heimst sie schon an Bord den Respekt der Ruder-Neulinge ein.
WIEDER AN LAND
Leicht erschöpft, aber glücklich erreicht der Achter das Ufer. Die 51-jährige Martina Dittmar ist bester Laune: „Ich habe ein gutes Gefühl.“ Mitstreiter Nico Beck zeigt als erstes seine Handflächen: dunkelrot. Dennoch blickt der Volontär dieser Zeitung zufrieden drein: „Wir haben teilweise richtig gut Tempo aufgenommen. Es war eine schöne Gruppen-Erfahrung.“
Das kann auch Manuela Zander bestätigen. Da die Premiere aus ihrer Sicht so gut lief, hatte sie zum Abschluss des Trainingsabends sogar auf dem Wasser eine Wende mit ihrem Team geprobt. Was bei diesen äußeren Bedingungen auch eine Herausforderung war.