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Weniger Pudding für den Titel

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Starke Männer: Lars Schönewald (links) und sein Freund und Trainingspartner Marco Herrmann posieren in der Sporthalle am Auepark.  Foto: Hoffmann
Starke Männer: Lars Schönewald (links) und sein Freund und Trainingspartner Marco Herrmann posieren in der Sporthalle am Auepark. Foto: Hoffmann

Kassel. Mit einem lauten Krachen landet die Hantel auf dem Boden der Sporthalle am Auepark. Im Leistungszentrum der nordhessischen Gewichtheber hat Lars Schönewald eben 45 Kilo gestemmt – und zwar zum Warmwerden. Der 38-Jährige vom GSV Eintracht Baunatal ist Deutscher Meister im Gewichtheben. Das ist erstaunlich, da Lars Schönewald mit dem Down Syndrom geboren wurde.

Trotz dieser genetisch bedingten Behinderung ist Schönewald ein leidenschaftlicher Sportler. Seit mehr als 20 Jahren macht er Gewichtheben. Der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im April war der Höhepunkt seiner Karriere. Dabei wäre der Erfolg in der Klasse Männer ab 35 Jahre bis 62 Kilogramm fast nicht zustande gekommen.

Schonkost und gutes Zureden

„Unser Larsi musste eine Diät machen“, erzählt sein Freund und Trainingspartner Marco Herrmann schmunzelnd. Denn kurz zuvor über Ostern hatte Schönewald es sich gut gehen lassen – und zehn Tage vor dem Wettkampf plötzlich eineinhalb Kilogramm zu viel auf den Rippen. „Ich war richtig erschrocken“, berichtet Schönewald, der vor allem Pudding gerne isst. Doch mit Schonkost und Zureden von seinem Freund Marco Herrmann ging alles gut.

Ohnehin sind die beiden Gewichtheber ein Herz und eine Seele. Klar, dass Schönewald vor mehr als 20 Jahren wegen seines Kumpels begann. Heute trainiert er bis zu viermal die Woche. „Gewichtheben ist gesund für mich, so bleibe ich stark. Ich liebe meinen Sport“, betont Schönewald. Und Herrmann bestätigt: „Lars redet von nichts anderem.“

Bei Schönewald stimmt nicht nur die Einstellung, er versteht auch sein Handwerk. „Lars hat eine sehr gute Technik“, lobt Herrmann seinen Freund und erklärt, worauf es beim Gewichtheben ankommt: „Vor allem auf Beinkraft und Rückenmuskulatur.“ Das Entscheidende seien nicht die Arme.

Volles Tagesprogramm

Die Arme braucht Schönewald für seine andere große Leidenschaft, die Musik. Er spielt Schlagzeug bei den Montagsmusikern Baunatal. Auch sonst hat der Mann mit der Einschränkung alles im Griff. „Ich bin sehr selbstständig“, versichert er. Schönewald wohnt in einer eigenen Wohnung im Mehrgenerationenhaus des Vaters. Dort kocht und bügelt er selbst. Er arbeitet fünf Tage die Woche in den Baunataler Werkstätten, in diesem Jahr hat er sein 20-jähriges Jubiläum. Wenn er – nebst Arbeit, Sport und Hobbies – noch Freizeit hat, dann macht er viel mit Marco Herrmann und dessen Frau Yvonne. Ein gemeinsamer Urlaub der drei in den Niederlanden steht bald an.

„Lars ist einzigartig und ein toller Mensch“, ist sich das Ehepaar einig. „Ja klar“, sagt Schönewald lachend und boxt Marco Herrmann auf die Schulter. Das nächste Ziel haben die drei Freunde schon ins Auge gefasst: die Hessischen Meisterschaften am 20. September in Kassel. Bis dahin gibt es Schönewalds Leibspeise – selbstgemachter Karamellpudding – aber nur einmal pro Woche.

Von Matthias Hoffmann

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