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Bohnern war harte Arbeit

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Die zweite Generation: Bereits 1912 gab es die erste elektrische Bohnermaschine.  Foto: Meyers-Lexikon/Wikipedia
Die zweite Generation: Bereits 1912 gab es die erste elektrische Bohnermaschine. Foto: Meyers-Lexikon/Wikipedia

vor 50 Jahren gab es ihn in fast jedem Haushalt. Wer sich an ihn erinnert, wird aufstöhnen, wenn man auf ihn zu sprechen kommt. Heute ist er so gut wie vergessen. Gemeint ist der Bohnerklotz – auch Bohnerbesen, Blocker oder Bohnerkeule genannt. Mit seinem Gewicht von fünf Kilo, diente das Schwergewicht zum Polieren der Fußböden. Was für Muttis Schufterei war, war für manches Kind ein Spaß. Denn um das Polieren zu intensivieren, stellte manche Mutti ihr Kind auf den Eisenblock. Das zusätzliche Gewicht sollte das Ergebnis verbessern.

In den 1980er Jahren setzte auch die Bundeswehr auf diesen Gewichtklotz. Zweimal in der Woche bohnerten Soldaten die Flure der Kasernen. „Das war ein echter Knochenjob“, erinnert sich Parketthändler Andreas Czaja. Der 45-Jährige musste 1986 noch mit dem Klotz die Böden wienern – zu der Zeit war das Gerät aus den meisten Haushalten bereits verschwunden.

Beim deutschen Patent- und Markenamt findet man den ersten Eintrag am 12. Juli 1925. Die Schweizerin Karolina Styner-Strausack aus Grenchen hatte das Patent angemeldet: „Gemäß der Erfindung wird das Bohnergerät so ausgebildet, dass die Greifer in halbkreisförmige, an den Stiel sich anlegende und mit diesem in Verbindung stehende Schalen auslaufen, die zusammengelegt eine Stielhülse ergeben und durch eine verschiebbare Zwinge zusammengepresst werden. Die Ausführung wird so gehalten, dass die eine der Schalen gelenkig und die andere fest an dem Stiel angebracht ist.“

Der Bohnerbesen der 50er-Jahre bestand aus einem gusseisernen Block mit einer Bürste an der Unterseite. Dieser Block war an der Oberseite über ein Kugelgelenk mit einem Besenstiel verbunden. Die Seiten des Blocks waren mit Filz beklebt, um Möbel vor Macken zu schützen.

1961 bot das Versandhaus Quelle den Klotz für 7,90 D-Mark an. Heute gibt es nur noch vereinzelte Internethändler, die den Bohnerbesen im Angebot haben – allerdings für 45 bis 70 Euro. Ein Riesengeschäft ist es nicht. Parketthändler Czaja ist einer der wenigen, die den Klotz verkaufen. Im vergangenen Jahr hat er gerade einmal zehn dieser Polierstücke verkauft. Diese Rarität wird nur selten nachgefragt, pflichtet ihm Online-Shop-Betreiberin Nadine Trompeter bei.

Als vor Jahren in einer Fernsehserie Schülerinnen im Internat zum Bohnerbesen griffen, sei der Verkauf phasenweise gestiegen. Heute ist der typische Käufer des Bohnerbesens der ökologisch bewusste Verbraucher, sagt Trompeter.

Bis in die 70er-Jahre gab es etliche Metallwaren- und Bürstenhersteller in Deutschland, die den Bohnerbesen produzierten. Einer von ihnen war die Solinger Firma Bremshey AG. Sie belieferte die Versandhäuser Quelle und Otto. Der Stahl- und Metallwarenhersteller Bremshey entwickelte und produzierte auch den bekannten Knirps-Taschenschirm. In den 80er-Jahren wurde das Werk geschlossen.

Von Alia Shuhaiber

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