1. Startseite
  2. Wirtschaft

Revolution der Fotografie: Leica wird 100 Jahre alt

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

null
© Leica Camera AG

Wetzlar. Wenige Worte begründen im Jahr 1914 einen Mythos: „Liliput-Kamera fertig“ notiert Oskar Barnack, der soeben die erste Leica gebaut hat und damit die Fotografie verändern sollte. 100 Jahre später feiert die Leica Camera AG groß, das Jubiläum ebenso wie sich selbst.

Nach einer schweren Krise blickt das Traditionsunternehmen wieder auf Erfolge. Das soll auch mit einer noblen neuen Firmenzentrale, die am Freitag in Wetzlar eröffnet wird, ins rechte Licht gerückt werden. „Es ist durchaus ein selbstbewusstes Zeichen, das wir hier setzen“, sagt Vorstandschef Alfred Schopf. Etwas mehr als 25 Jahre lang lag

Oskar Barnack
Oskar Barnack © Leica Camera AG

der Firmensitz versteckt im benachbarten Städtchen Solms. Der Umzug gehöre auch zur klar auf Wachstum ausgelegten Strategie des Unternehmens. Man wolle aber auch zurück zu seinen Wurzeln.

Rückblick dorthin: Oskar Barnack (1879-1936) war Mitarbeiter der damaligen Leitz-Werke in Wetzlar, die optische Geräte herstellten. Mit seiner „Ur-Leica“ konstruierte er die erste Kleinbildkamera für 35-Millimeter-Film. Auf den Markt kam der handliche Apparat 1925 – und der Schnappschuss eroberte die Bildwelt. Bis dahin hatten Fotografen ihre sperrigen Plattenkameras geschleppt.

Der legendäre Ruf der Leica sei gerechtfertigt, sagt Stephan Günzel, Professor für Medientheorie. „Die Leica hat die Fotografie revolutioniert – bis in die Bildästhetik hinein.“ Das Bahnbrechende bestand demnach in ihrer geringen Größe, der leichten Handhabbarkeit und kurzen Belichtungszeit. Fotografen konnten schnell die Kamera zücken und auch unbemerkt Momentaufnahmen schießen. Authentische Fotos, Reportagebilder, Kriegsfotografien, das alles war nun möglich.

Berühmte Fotografen wie Robert Capa arbeiteten mit einer Leica. Die „Verlängerung meines Auges“, nannte sie einst „der Mann mit der Leica“, Henri Cartier-Bresson. Im Lauf der Jahre schossen Fotografen prägende Bilder damit. Etwa das Foto einer Straße in Vietnam, auf der Kinder nach einem Napalmbombenangriff schreiend davonlaufen – darunter ein nacktes, brandverletztes Mädchen.

Im Jubiläumsjahr richtet Leica den Fokus auf die Firmengeschichte. In der neuen Zentrale gibt es einen Museumsbereich, der diese dokumentiert. Zur Historie gehört aber auch die wachsende und schließlich dominierende Konkurrenz der asiatischen Kamerahersteller und die folgende Existenzkrise. Vor fast zehn Jahren drohte dem mittelhessischen Unternehmen das Aus. Der Pionier von einst hatte den technischen Anschluss verloren.

Mit neu eingeführten – digitalen – Produkten gelang Leica der Weg aus der Misere. Im Geschäftsjahr 2010/2011 erzielte das Unternehmen mit heute rund 1400 Mitarbeitern ein Rekordergebnis von 36,3 Millionen und einen Umsatz von 248,8 Millionen Euro. Im Jahr 2012 verabschiedete sich Leica von der Börse und veröffentlicht seitdem keine Zahlen mehr. Das Unternehmen bleibt mit seinen hochpreisigen Produkten auf dem asiatisch dominierten Kameramarkt ein Nischenanbieter. Eine Leica, das sei heute ein Liebhaberprodukt, sagt Medien-Professor Günzel. (dpa)

Von Carolin Eckenfels

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion