Carabinieri kontrollieren Fahrzeuge an einer der Hauptzufahrtsstraße zu Bollate, in den Außenbezirken von Mailand: Auch in Italien zählen bereits mehrere Regionen wegen der hoch ansteckenden britischen Coronavirus-Mutation zur „roten Zone“ – inklusive strenger Ausgangsverbote.
Britische, brasilianische und südafrikanische Coronavirus-Variante: Virusmutationen breiten sich aus. Ein Experte erklärt, ob der Impfschutz ausreicht.
Im Laufe der Coronavirus-Pandemie hat sich der Covid-Erreger Sars-CoV-2 verändert. Je nachdem, wo die Infektion mit dem jeweiligen Virus-Mutanten zum ersten Mal diagnostiziert worden ist, kam es zu folgenden Varianten-Bezeichnungen: die britische Corona-Mutation B.1.1.7, die südafrikanische Variante 501.V2 und die brasilianische Virus-Mutation P.1. Das Erbgut des Coronavirus hat sich im Fall dieser bereits bekannten Varianten verändert – die Mutationen verfügen aus diesem Grund über neue Eigenschaften.
Jedes Mal, wenn sich das Virus im Körper ausbreitet und so das Erbgut vervielfältigt wird, besteht die Gefahr, dass sich dieses verändert. Das ist nicht nur beim Coronavirus der Fall. Im Fall der Grippe etwa müssen die Impfstoffe jährlich angepasst werden, weil sich Influenza-Viren schnell verändern können. Wie Deutschlandfunk berichtete, hätten wir allerdings das Glück, dass das Coronavirus nicht ganz so mutationsfreudig ist wie das Grippevirus.
Schützt Corona-Impfung vor schweren Krankheitsverläufen durch Virusmutationen?
Forscher gehen davon aus, dass das „Briten-Virus“ oder die „Südafrika-Variante“ weitaus ansteckender sind als die herkömmliche Virus-Variante. Auch die erstmals in der brasilianischen Stadt Manaus entdeckte Virus-Mutante soll sich viel schneller verbreiten können. Auch in Deutschland haben Virusmutationen bereits Fuß gefasst. So berichtet das Robert Koch-Institut (RKI) der Ärztezeitung zufolge, dass es sich bei knapp sechs Prozent der Sars-CoV-2-positiven Proben um die britische Virusvariante B.1.1.7 handeln soll. Auch Ansteckungen mit der südafrikanischen Mutation sind in Deutschland bereits gemeldet worden. Die brasilianische Variante wurde mittlerweile in rund 20 Ländern weltweit nachgewiesen, darunter auch in Deutschland, wie Deutschlandfunk meldete.
Sorgen bereiten Virus-Varianten Regierungen und Medizinern vor allem deshalb, weil sie sich nach aktuellem Wissensstand schneller ausbreiten können als der herkömmliche Wildtyp. Im Fall der britischen Virusvariante geben bisher noch nicht veröffentlichte Studien dem Deutschlandfunk zufolge sogar Hinweise darauf, dass B.1.1.7 schwerere Covid-19-Verläufe verursacht und in der Folge möglicherweise mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden ist im Vergleich zur Infektion mit dem herkömmlichen Virus. Das britische Beratergremium NERVTAG hätte allerdings betont, dass die Datenlage noch nicht ausreiche, um endgültige Aussagen zu treffen.
Auch in Hinblick auf die Impfungen stellen Virusmutationen Forscher vor neue Herausforderungen. So zwingt die aus Südafrika stammende Variante Moderna und Pfizer dazu, ihre Covid-19-Impfstoffe neu anzupassen und „Auffrischungsimpfungen“ zu entwickeln, wie der Stern informiert. Und auch der Apotheken Umschau zufolge gibt es Hinweise darauf, dass die aktuell zur Verfügung stehenden Impfstoffe nicht so effizient gegen Virus-Mutanten wirken wie gegen die herkömmliche Variante. Erste Studien würden allerdings auch zeigen, dass eine Impfung auch die Verbreitung von Mutationen eindämmen und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Kurz: Eine Impfung mit dem Biontech-, Moderna- oder Astrazeneca-Impfstoff reduziert das Risiko eines schweren Covid-Verlaufs – auch wenn man sich mit einer Virus-Mutation angesteckt hat.
„Ein Stück weit schützt die Impfung immer“: Anpassung des Impfstoffs möglich
Der Gießener Virologe Friedemann Weber sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zufolge, es sei anzunehmen, dass bei Mutationen der Impfschutz in Bezug auf die Symptomatik etwas sinke und es schwerere Verläufe geben könne. Aber: „Ein Stück weit schützt die Impfung immer“, wird der Experte vom RND zitiert. Wird es in Zukunft nötig sein, Impfstoffe anzupassen, sei dies bei mRNA-Impfstoffen wie dem Biontech- und Moderna-Präparat innerhalb von sechs Wochen möglich, wie der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, dem RND zufolge erklärt: „Da muss man nur die Buchstabenreihenfolge im genetischen Bauplan ändern“, so Watzl. Eine Umstellung der Astrazeneca-Produktion wäre in rund zwölf Wochen umsetzbar, da es sich um einen Vektorimpfstoff handele. Bis die angepassten Impfstoffe allerdings auf dem Markt verfügbar wären, könne Watzl zufolge ein halbes Jahr vergehen.
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