Erster veganer Supermarkt Hessens in Frankfurt eröffnet

Frankfurt. In Frankfurt können Veganer künftig in ihrem eigenen Supermarkt einkaufen. Der erste hessische Markt mit rund 6000 rein pflanzlichen Artikeln in den Regalen richtet sich vor allem an Menschen, die sich vegan ernähren.
Sie verzichten damit auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier.
Am Freitavormittag bildeten sich vor der Kühltheke erste Schlangen von Käufern, die sich in der Filiale der Kette "Veganz" für Käse-Alternativen aus Kartoffelstärke und Fleischersatz aus Weizeneiweiß interessierten.
Der Geschäftsführer der Kette Veganz, Jan Bredack, will noch weiter expandieren, auch Wien und Zürich stehen auf seiner Liste mit neuen Standorten. "Ich will in allen großen europäischen Städten denjenigen eine Anlaufstätte bieten, die sich pflanzlich ernähren", sagte Bredack. Aber auch alle andere seien willkommen, vegane Produkte auszuprobieren, denn sie seien gesund und umweltschonend.
Die Zahl der Veganer steigt nach Angaben des Vegetarierbunds Deutschland seit einigen Jahren. "Im Schnitt kommen täglich 200 hinzu", sagt Geschäftsführer Sebastian Zösch. Auf mehr als 700.000 schätzt er ihre Zahl bundesweit. Darauf reagiere auch der herkömmliche Lebensmittel-Einzelhandel. Das Sortiment von vegetarischen und veganen Produkte steige dort stetig.
Im neuen Frankfurter Supermarkt werde es zahlreiche Alternativen zu Produkten aus Fleisch, Milch und Eiern geben, sagte Bredack: Allein 77 Käsealternativen soll es in der Kühltheke geben - gefertigt aus Erbsenpüree, Kartoffelstärke und Soja.
Hinzu kämen mehr als 40 Getränke, die anstelle von Milch verwendet werden können - auf der Basis von Hafer, Gerste, Reis, Kokos, Mandeln oder Soja. Auch Kosmetika, Hygieneartikel, Backwaren sowie frisches Obst und Gemüse gebe es zu kaufen. "Wir wollen die Menschen nicht missionieren, sondern zeigen, was alles möglich ist", sagte der Geschäftsführer.
Die Frankfurterin Jeannine Kraft ernährt sich seit 17 Jahren vegan. Sie freue sich vor allem auf das Bistro, das zu dem neuen Supermarkt gehören werde, und auf das Angebot an Käse-Alternativen: "Das bestelle ich bisher im Internet, aber da kann ich es dann gleich mitnehmen", sagt die 35-Jährige. Um ihre Gesundheit sorgt sich Kraft trotz des Verzichts auf Milch und Eier nicht: "Ich denke, dass ich gesünder lebe als diejenigen, die sich gar nicht um ihre Ernährung kümmern und vor allem Fertigprodukte essen." (dpa)
Hintergrund: Leben ohne Milch, Eier und Leder - Welche Stoffe sind nicht vegan?
Vegetarier essen kein Fleisch, Veganer gehen einen Schritt weiter: Sie wollen gar keine Lebensmittel zu sich nehmen, die mit Hilfe tierischer Inhaltsstoffe wie Milch, Sahne, Eier oder Gelatine hergestellt wurden. Besonders strenge Veganer essen auch keinen Bienenhonig und verwenden keine Kosmetika mit dem Inhaltsstoff. Leder, Borstenpinsel, Schafwolle und Seidenblusen sind ebenso für viele Veganer tabu.
Schwierig wird es, wenn bei der Produktion von Nahrungsmitteln tierische Stoffe eingesetzt wurden, die auf dem Etikett nicht auftauchen - wie etwa Gelatine, die oft bei der Wein- und Saftproduktion zum Einsatz kommt. Komplett vegan zu leben ist deshalb oft aufwendig und erfordert viel Vorwissen. Einige nicht vegane Zusatzstoffe:
AKTIVKOHLE: Kohlenstoff, der unter anderem aus getöteten Tieren gewonnen wird, um unerwünschte Farb-, Geschmacks- und Geruchsstoffe zu beseitigen. Kann zum Reinigen von Zucker und zum Säubern von Bier, Wein und Fruchtsäften verwendet werden.
CHOLESTERIN: In tierischen Fetten, Ölen, Nervengeweben, Eigelb und Blut vorkommender Naturstoff, der als Emulgator und Stabilisator in Cremes, Shampoos und Kosmetikartikeln verwendet werden kann. Selbst die Flüssigkristalle in LCD-Bildschirmen von Fernsehern, Computern, Handys und Digitalkameras können auf Cholesterin basieren.
FETTE: Tierische Fette können Ausgangsstoff für Speisefette in Lebensmitteln sein, zum Beispiel in Fertigprodukten. Sie verstecken sich aber auch in manchen Medikamenten, Kosmetika und Farben.
GELATINE: Protein-Gemisch, das zum Beispiel aus Haut und Knochen von Rindern und Schweinen gewonnen wird. Das Verdickungs- und Bindemittel steckt in manchen Desserts, Torten und Süßigkeiten. Auch in Kapseln, Dragees und Tabletten kann Gelatine enthalten sein. Vegan zu fotografieren bleibt eine Herausforderung, weil in Negativen und Fotopapieren die Gelatine Teil der farbtragenden Schicht ist.
KARMIN: Das rote Farbpigment aus toten Läusen wird als Farbstoff in Kosmetika und Süßigkeiten, Wassereis oder rot gefärbten Getränken und Likören verwendet, aber auch in Malfarben und Textilfarben.
LACTOSE: Der in Kuhmilch enthaltene Zucker wird als Träger- und Füllstoff in Tabletten eingesetzt. Bei der Produktion von Suppen, Soßen und Kartoffelchips wird er als Aromastoff genutzt.
SCHELLACK: Der Harz aus Ausscheidungen der Schildlaus fand sich früher in Schallplatten. Heute werden Farben, Lacke und Polituren sowie Klebemittel für Zigaretten und Kaumasse für Kaugummis mit Schellack hergestellt. Auch Tattoo-Tinte kann Schellack enthalten.
TENSIDE: Tenside können tierischen Ursprungs sein, etwa wenn sie aus Fetten gewonnen werden. In einigen Waschmitteln erhöhen sie die Löslichkeit von Fett- und Schmutzpartikeln.
TIERHAARE: Besen, Bürsten und Pinsel können Schweineborsten, aber auch Haare von Dachsen, Mardern, Wieseln oder Eichhörnchen enthalten. Wolle, Seide und Haar kann außerdem in Decken, Laken, Bezügen, Federn und Daunen stecken, etwa als Füllung für Kissen und Sitzmöbel. (dpa)