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Per Gutachten „bekloppt“: Ex-Polizist Dirk Lauer hat wenig Zutrauen in neue Polizeiführung

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Polizisten, die sich gemobbt fühlen, bleiben in der Regel lieber anonym. Das macht die Aufklärung nicht leicht. Foto: dpa

Wiesbaden/Rüsselsheim. Dirk Lauer hält den Kopf etwas gesenkt, als er zwischen dem Linken-Abgeordneten Hermann Schaus und Fraktionspressesprecher Thomas Klein vor der Landespressekonferenz sitzt. Vielleicht fragt er sich ja gerade, ob es klug ist, sich vor den Karren einer Partei spannen zu lassen.

Bekannt ist der Ex-Polizeibeamte ohnehin vielen, denn mit seiner Homepage www.behoerdenstress.de hat er inzwischen ein Netzwerk gemobbter Polizisten gegründet. Ein heißes Thema, das nicht nur die Linke, sondern auch SPD und Grüne seit Monaten auf Trab hält.

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Dirk Lauers eigenen Fall zu schildern, würde den Rahmen an dieser Stelle sprengen. Es ist auch auf seiner Homepage nicht leicht nachzuvollziehen, was dem 44-Jährigen seit 1996 alles widerfahren ist auf seinem Weg in die Dienstunfähigkeit 2007. Dass er, wie die vier Steuerfahnder, die den Landtag ebenfalls beschäftigen, per psychiatrischem Gutachten letztlich für, wie er sagt, „bekloppt erklärt“ wurde, lässt dem Mann keine Ruhe mehr.

70 Beamte haben inzwischen an seinem Küchentisch gesessen. Das häufigste Muster: „Beamte, die den Mund aufmachen, werden gemobbt, mit unsinnigen Disziplinarverfahren überzogen und medizinischen Gefälligkeitsgutachten.“

Dass Innenminister Boris Rhein (CDU) versuche, die Fallzahlen herunterzuspielen, findet er unsäglich. Dirk Lauer ist offenkundig auch auf Personalräte und Gewerkschafter nicht gut zu sprechen: „Dazu sage ich lieber nichts.“ Überhaupt misstraut er der Polizei jetzt. Zu Henning Möller, ehemals Hauptpersonalrat und jetzt von Rhein installierter Ansprechpartner, „wird keiner von uns gehen“. Die Forderung der Oppositionsparteien, einen unabhängigen Ombudsmann zu bekommen, unterstützt er.

„Böse Bedenken“

Und der runde Tisch des neuen Landespolizeipräsidenten Udo Münch, wo alle Disziplinarverfahren noch einmal geprüft werden sollen? „Wenn da Gespräche mit Kollegen laufen, dann nur in meiner Begleitung“, sagt Lauer. „Die meisten Kollegen haben böse Bedenken, dass jetzt auf einmal alles anders laufen soll.“

Die Linke hat inzwischen einen weiteren Berichtsantrag gestellt. Denn ein ehemaliger Polizeipsychologe hat inzwischen auch über gezieltes Mobbing und falsche Gutachten gesprochen. Anonym natürlich.

Von Petra Wettlaufer-Pohl

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