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Er war 30 Jahre lang das geistige Zentrum der Südstadt

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Von: Christina Hein

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War Pfarrer an der Markuskirche: Hans-Christian Ullrich.
Pfarrer Hans-Christian Ullrich mit seiner Frau Almut vor der Markuskirche. © Lothar Koch

Pfarrer Hans-Christian Ullrich starb im Alter von 79 Jahren. Er war 30 Jahre lang Gemeindepfarrer an der Markuskirche in der Kasseler Südstadt.

Südstadt. Er war eine charismatische Persönlichkeit, als Pfarrer beliebt und respektiert. Während seiner 30-jährigen Amtszeit in Kassel war die Markuskirche am Brückner-Kühner-Platz das lebendige Zentrum des Stadtteils. Und Hans-Christian Ullrich war so etwas wie der heimliche Bürgermeister der Südstadt.

„Kräftige Gestalt, kraftvolle Stimme, herzliches Lachen“, so hatten wir den Seelsorger anlässlich seines 25-jährgen Berufsjubiläums beschrieben. Am 14. Februar ist Hans-Christian Ullrich im Alter von 79 Jahren gestorben.

Sein Wort – in unüberhörbarer Bass-Tonlage – hatte Gewicht, nicht nur von der Kanzel herab. Gab es ein akutes Problem, riefen viele Südstädter zuerst bei Pfarrer Ullrich an. Er kümmerte sich um den Alltag, um Schmerz, Ängste und Not der Menschen. „Das gehört zu meiner Arbeit und das mache ich gern“, hatte er uns gesagt. „Man muss die Gesellschaft von den Rändern her wahrnehmen, den Menschen genau zuhören, dann ergeben sich die relevanten Themen.“

Sein Pragmatismus täuschte nicht darüber hinweg, dass er als Theologe intensiv reflektierte und entsprechend formulierte, stets mit Sinn für Kunst und Kultur.

Er mischte sich auch in weltliche Angelegenheiten ein, ob es sich um die Gestaltung des Brückner-Kühner-Platzes handelte oder wenn es darum ging, eine Arbeitsgemeinschaft für die Südstadt zu gründen, die er mit auf den Weg gebracht hat. Er initiierte 1996 an der Markuskirche die legendären Literaturgottesdienste, die über die Stadtteilgrenzen hinaus großen Anklang fanden. Christine Brückner hatte den Anfang gemacht.

Senioren- und Kinderarbeit, Familiengottesdienste, das Kirchenkino, das Projekt „Kunst im Kirchenraum“ waren weitere Tätigkeitsfelder des Pfarrers. Vor 18 Jahren war er Mitbegründer des „Anderen Chors“, in dem er auch leidenschaftlich gerne sang. Zwölf Jahre lang engagierte sich Ullrich außerdem als stellvertretender Dekan und in der Landessynode über die Gemeindegrenzen hinaus. Auch pädagogisch war er unterwegs: Mehr als 20 Jahre lang unterrichtete er Ethik und Berufsethik an der Awo-Altenpflegeschule.

Geboren 1942 in Breslau wuchs er nach der Flucht unter anderem bei Stade auf. Nach weiteren Stationen, Studium und Vikariat in Marburg, kam er 1978 in die Südstadt. Aus zehn Jahren, die er ursprünglich mit seiner Familie, seiner Frau Almut und den beiden Kinder, bleiben wollte, wurden 30 Jahre.

„Hans-Christian Ullrich war ein guter, weltoffener Pfarrer und ein Glück für die Südstadt“, sagte Harald Doenst, der langjährige Ortsvorsteher. Der Ortsbeirat habe stets kooperativ mit Ullrich zusammengearbeitet und vieles gemeinsam organisiert.

Die Beerdigung findet am Freitag, 25. Februar, 11 Uhr, von der Hauptfriedhofskapelle Kassel, Karolinenstraße, aus statt.

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