Früher, als der Inhalt der Säcke auch noch mit der Hand sortiert wurde, habe es auch noch kleinere Sortieranlagen in der Region gegeben, sagt Urban Becker, Regionalleiter bei Fehr-Knettenbrech. Mittlerweile gehe der Trend zu größeren Anlagen mit automatischer Erkennung. Diese Anlagen seien in der Anschaffung teurer, weshalb größere Mengen Abfall sortiert werden müssten, um wirtschaftlich zu arbeiten.
Die Sortieranlagen sind beim Dualen System unentbehrlich: Laut Öko-Institut werden rund 2,5 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle im Jahr in Deutschland über die Gelben Tonnen und Säcke gesammelt und sortiert. Bei 30 Prozent der Verpackungsabfälle handele es sich aber um Fehleinwürfe, also Müll, der nicht in die Gelbe Tonne gehört, sagt Knebel. Das sind rund 750.000 Kilogramm pro Jahr. Von Verbrauchern falsch sortierte Abfälle (zum Beispiel Restmüll) in der Gelben Tonne erschwerten das Recycling erheblich und machten es teilweise sogar unmöglich.
Was es für Fehleinwürfe gibt, wird auch beim Umladen bei Fehr-Knettenbrech sichtbar: Dort waren zum Beispiel Planschbecken, Gießkannen und Kissen in der Gelben Tonne entsorgt worden.Kassel – Dass ein Kissen oder ein Bettlaken nicht in die Gelbe Tonne gehört, ist eigentlich klar. Manche Menschen entsorgen dennoch ihre Textilien darin. Aber warum darf eine CD-Hülle nicht in der Gelben Tonne entsorgt werden? Diese Erfahrung hat ein Leser vor einigen Wochen gemacht. Wir sind der Frage mal nachgegangen und haben uns angeschaut, was in Kassel alles so in den Gelben Tonnen entsorgt wird und wo der Leichtverpackungsmüll landet.
Welche Rolle spielen die Stadtreiniger bei der Gelben Tonne?
Die Stadtreiniger Kassel sind von den Dualen Systemen mit der Sammlung der Leichtverpackungen über die Gelbe Tonne in dem Zeitraum von 2021 bis 2023 in der Stadt Kassel beauftragt worden, so Birgit Knebel, Sprecherin der Stadtreiniger. Die Stadtreiniger bringen den Inhalt der Tonnen (2022 waren das 6950 Tonnen) anschließend zur Firma Fehr-Knettenbrech nach Lohfelden. Dort wird der Müll umgeladen.
Was passiert bei Fehr-Knettenbrech in Lohfelden?
In einer Halle an der Otto-Hahn-Straße werden täglich zwischen 10 bis 14 Lieferungen mit Leichtverpackungen abgeladen, so Urban Becker, Regionalleiter bei Fehr-Knettenbrech. Der Müll wird zunächst mit einem Bagger zu einem Berg zusammengeschoben, um ihn vernünftig zu lagern. Ein spezieller Bagger mit Greifzange lädt den Verpackungsmüll später auf große Sattelzüge (bis zu 30 in einer Woche), die ihn zu verschiedenen Sortieranlagen bringen. 36 Prozent landen in einer Anlage in Herten, 32 Prozent in Braunschweig, 17 Prozent in Iserlohn und 12 Prozent in Porta Westfalica. Da die Leichtverpackungen im Vergleich zu Restmüll relativ leicht sind, können die Sattelzüge rund 80 Kubikmeter laden, so Becker. Die Ladung müsse so großvolumig wie möglich sein, damit der Transport wirtschaftlich, effektiv und nachhaltig ist.
Wer zahlt für die Gelbe Tonne?
Bei der Sammlung und Verwertung von Verpackungen handelt es sich um ein rein privatwirtschaftliches System, so Knebel. Die Kosten zahlen die Verbraucher direkt beim Einkauf der Produkte. Die Gelbe Tonne habe somit keinen Einfluss auf die Abfallgebühr. Grundlage für die Arbeit der privatwirtschaftlich organisierten Systeme ist das Verpackungsgesetz.
Was kostet die Gelbe Tonne?
Die Erfassung, Sortierung und das Recycling der Verpackungen über die dualen Systeme in Deutschland kosten jeden Bürger durchschnittlich 18 Euro im Jahr.
30 Prozent der Dinge, die in der Gelben Tonne landen, gehören nicht hinein. Was gehört eigentlich in die Gelbe Tonne?
In die Gelbe Tonne gehören alle leeren Verpackungen, die nicht aus Papier, Pappe, Karton oder Glas sind. Das sind zum Beispiel Verpackungen aus Kunststoff, Aluminium, Weißblech oder Verbundmaterialien wie Getränkekarton.
In welchem Zustand sollen diese Verpackungen sein?
Verpackungen müssen restentleert sein, aber nicht ausgespült werden, so Knebel. Zudem funktioniere Recycling besser, wenn der Wertstoff sortenrein ist. Das bedeutet: Vor dem Einwurf sollten Verpackungsbestandteile aus unterschiedlichen Materialien voneinander getrennt werden, zum Beispiel Joghurtbecher: der Kunststoffbecher gehört in die Gelbe Tonne. Vom Becher abgetrennt kommt auch der Aluminiumdeckel dorthin. Die Banderole aus Papier wird vom Becher gelöst und kommt ins Altpapier.
Und was darf nicht in die Gelbe Tonne?
Papierverpackungen (Altpapiercontainer/-tonne), Glasverpackungen (Glascontainer), sonstige Kunststoffe (Restabfall), Produkte aus Kunststoff, Metall und Verbund-stoff, die keine Verpackungen sind (zum Beispiel Spielzeug, Windeln, Elektrogeräte) und stark verschmutzte Fast-Food-Verpackungen.
Eine Gießkanne, eine CD-Hülle oder eine Tupper-Schüssel sind auch aus Kunststoff, der recycelt werden kann. Warum sollen diese wertvollen Stoffe im Restmüll landen?
Die dürfen nicht in die Tonne, weil es sich um keine Verpackungen handelt. Die Gelbe Tonne darf ausschließlich für Verpackungen genutzt werden. Hartkunststoffe, wie zum Beispiel leere Eimer, Wäschekörbe und Blumenkästen, können bei den Recyclinghöfen in Kassel abgegeben werden, so Knebel. Sie werden dem Recycling zugeführt. Dazu zählen aber keine CD-Hüllen. Die müssen derzeit noch über den Restmüll entsorgt werden. Weitere Infos: zu.hna.de/gelbetonne (use)
Die Abfallgebühren in der Stadt Kassel sind im deutschlandweiten Vergleich durchschnittlich. Und das sogar ziemlich genau: Bei einem Ranking der Hauseigentümergemeinschaft Haus & Grund landete Kassel im Vergleich der 100 größten Städte genau auf Platz 50.