Einzelfahrten bald für zwei Euro?
Abotarif für Bahn und Parken: Klimaschutzrat will durch Rabatte ÖPNV attraktiver machen
Der Kasseler Klimaschutzrat hat die ersten konkreten Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen die Stadt bis 2030 klimaneutral werden soll. Diese haben auch Auswirkungen auf die Parkgebühren.
Kassel – Eines der weitgreifendsten Projekte, die nun dem Magistrat vorgelegt wurden, ist die Einführung eines neuen Tarifs, der für den Nahverkehr wie das Parken in Kassel gleichermaßen Auswirkungen hätte. Ziel ist es, über eine entsprechende Preispolitik mehr Menschen für die Benutzung von Bus und Bahn zu gewinnen.
„Aboflex“ heißt das Modell, das in der Themenwerkstatt Mobilität des Klimaschutzrates entwickelt wurde. Es sieht die Einführung einer Art Bahncard vor, die für einen 50-prozentigen Rabatt im ÖPNV (Kassel-Plus-Gebiet) und beim Parken in Kasseler Parkhäusern und Tiefgaragen sorgen soll. Wobei die Expertengruppe zwei verschiedene Angebote vorschlägt: Einmal einen Tarif für fünf Euro Grundgebühr im Monat. Dessen Nutzer sollen für Einzelfahrten und Kurzstreckentickets im Kassel-Plus-Gebiet nur noch die Hälfte zahlen. Für zehn Euro Grundgebühr im Monat gibt es obendrein noch einen Rabatt von 50 Prozent auf die Parkgebühren. Zunächst soll dieser nur in Tiefgaragen und Parkhäusern der Parkhausgesellschaft gelten, später aber auch auf Parkplätze im öffentlichen Raum ausgeweitet werden. „50 Prozent ist ein Rabatt, der wirkt. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass alles darunter viel weniger bringt“, sagt Verkehrsplaner Prof. Carsten Sommer von der Uni Kassel, der mit in der Themenwerkstatt diskutiert.
Um gerade für Gelegenheits-Bus- und Bahnfahrer einen Anreiz für das „Aboflex“-Angebot zu schaffen, sollen die Parkgebühren zunächst deutlich erhöht werden, sodass der Rabatt noch attraktiver erscheint. Das Expertengremium schlägt eine Erhöhung von einem Euro pro halbe Stunde vor. Diese käme einer Verdopplung der bisherigen Parkgebühren gleich. Die Mehreinnahmen aus den Parkgebühren sollen zur Deckung der möglichen Erlösverluste im Nahverkehr genutzt werden.
Der Klimaschutzrat, in dem auch Vertreter aus der Wirtschaft sitzen, hat das Projekt ohne Gegenstimme beschlossen. Dies sei ein starkes Zeichen an die Politik, den Vorschlag zeitnah umzusetzen, so Michael von Bonin vom Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE). Auch beim Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) gibt es keine Widerstände. (Bastian Ludwig)