Abriss des Versorgungsamts für Neubau kommt 2024

Anfang des Jahres 2024 sollen die leer stehenden Gebäude des ehemaligen Versorgungsamts abgerissen werden, und die Brache mit zum Teil baufälligen Bauten wird aus dem Stadtbild der Südstadt verschwinden.
Kassel. Das Versorgungsamt war 2017 aus dem Gebäudekomplex an der Frankfurter Straße 84 ausgezogen. Seitdem stehen die Gebäude leer und verfallen. „Zum Ärgernis der Stadtteilbewohner und anderer“, wie Heinz Körner (SPD) vom Ortsbeirat der Südstadt anmerkt. Die Stadtteilvertreter unterstützen deshalb die Pläne der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte Wohnstadt (NHW), dort 350 Wohnungen, Platz für Einzelhandel sowie Gemeinschaftsräume für das Quartier zu schaffen.

Nach dem Abriss ist der Platz geschaffen, um das Projekt Neue Mitte Südstadt konkret in Angriff zu nehmen. Wenn alles nach Plan läuft, können 2025 die ersten Bewohner einziehen.
Diesen zügigen Zeitplan für das Bauprojekt an der Frankfurter Straße haben Jürgen Bluhm, der Leiter des Regionalcenters Kassel, und weitere NHW-Vertreter sowie Stadtplanerin Katja Block vom städtischen Bauamt den Mitgliedern des Ortsbeirats – in aktualisierter Form – erneut vorgestellt. „Wir als Investoren haben ein großes Interesse daran, mit allem früh fertig zu werden“, so Bluhm.

Konkret ging es bei der Veranstaltung im Bürgersaal des Rathauses um die Information, dass jetzt der Bebauungsplan Nr. I/16 „Rembrandtstraße, Frankfurter Straße“ aufgestellt werden soll. Mit der Erteilung des Baurechts werde bis Ende des Jahres gerechnet, mit dem Satzungsbeschluss bis Ende 2023. Es werde ein vorhabenbezogener Bebauungsplan in einem beschleunigten Verfahren erstellt, so Block. In dieser Hinsicht arbeite die Stadt Kassel sehr viel schneller als andere Kommunen in Hessen, lobte NHW-Architekt Stephan Kuger die Kasseler Verwaltung.
Nach den Plänen des Büros Hoechstetter und Partner aus Darmstadt entstehen dann auf dem 1,5 Hektar großen Baugrundstück in mehreren Gebäudekomplexen 350 Wohnungen mit 25 000 Quadratmetern Wohnfläche. Im Erdgeschoss wird es auf 4000 Quadratmetern Platz für Gewerbe geben, vor allem für einen Lebensmittelmarkt mit Vollsortiment, der mit Schaufenstern zur Frankfurter Straße ausgerichtet sein wird.

Außerdem sind in einer Tiefgarage 370 Stellplätze vorgesehen. Dass so viel mehr Autos künftig in der Südstadt verkehren, kritisierten die Ortsbeiratsmitglieder. Besser sollten den Bewohnern Anreize gemacht werden, den ÖPNV zu nutzen. Kuger: „Wir müssen uns an die Stellplatzsatzung der Stadt halten.“ Die sehe 0,7 Stellplätze pro Wohneinheit vor zuzüglich Parkraum für Gewerbe. Ein ausführliches Mobilitätskonzept werde demnächst vorgelegt, versprach er. Der Wohnungsmix besteht aus 30 Prozent geförderten Mietwohnungen, 40 Prozent Mietwohnungen mit freien Mieten und 30 Prozent Eigentumswohnungen. Sie werden zwischen 45 und 100 Quadratmeter groß sein.
Die Architekten haben seit der zurückliegenden Präsentation der Pläne im vergangenen Jahr einige Änderungen vorgenommen. So wird die Gebäudezeile an der Frankfurter Straße jetzt weiter als ursprünglich geplant von der Straße zurückgesetzt, „um die dort stehenden Bäume zu erhalten“, so Aline Hermann vom Büro Hoechstetter. Außerdem erhalten die sogenannten Punkthäuser, die drei frei stehenden Gebäudewürfel an der Rembrandtstraße (vorwiegend Eigentumswohnungen), ein Geschoß weniger als geplant. Dafür wird der Bauteil an der Heinrich-Heine-Straße, der sogenannte Hochpunkt, in dem später auch die Gemeinschaftsräume vorgesehen sind, und der an den geplanten Quartiersplatz angrenzt, um ein Geschoss plus Staffelgeschoss höher als geplant.
Um Platz für die Neue Mitte Südstadt zu schaffen, sollen neben dem Versorgungsamt auch drei angrenzende Wohnhäuser der NHW an der Rembrandtstraße abgerissen werden. Das Problem: Einige der Mieter wollen ihre Wohnungen nicht verlassen. Dazu sagt Jürgen Bluhm, der Leiter des NHW-Regionalcenters Kassel, dass die Gespräche mit den betroffenen Mieterinnen und Mietern der Bestandswohnungen fortgeführt werden mit dem Ziel, in allen Fällen einvernehmliche Lösungen für einen Wohnungswechsel zu erreichen. „Zurzeit wohnen noch fünf von einst 36 Mietparteien in den Wohnungen. Mit dreien davon sind wir in konkreten Verhandlungen für eine neue Wohnung und rechnen mit einer Bereitschaft auszuziehen. Wir bieten als Ersatz Wohnraum im Quartier und darüber hinaus in ganz Kassel.“
(Christina Hein)